Zitat von DagnyEin überaus lesenswerter Beitrag, mit dem Sie, Zettel, meinen Sonntagnachmittag bereichern.
Freut mich, dear Dagny. Mir hat er die Nacht geraubt.
Zitat von DagnyAls Physiker, Naturwissenschaftler, stehe ich wohl in der Tradition des Rationalismus, der Aufklärung, glaube an feste unumstössliche Wahrheiten, wie sie etwa die Mathematik definiert und die Physik in Form von Naturgesetzen, - heutzutage meist etwas schwächer "Theorie" oder "Modell" genannt - formuliert.
Gleichwohl begegnet mir die von Ihnen Postmoderne Denkweise genannte Sicht: Warum soll die Quantenmechanik stimmen*? Warum soll eine Division durch null keinen Sinn machen? An der Relativitätstheorie zu zweifeln ist, wenn man ein bischen googelt, fast schon Guter Ton unter Skeptikern, die den Naturwissenschaftlern ihre Theorien nicht mehr abnehmen.
Und von denen sie meist nix verstehen.
Es gibt ja in allen Wissenschaften eine große Bereitschaft, auch abweichende, originelle, ja bizarre Theorien ernst zu nehmen; man denke nur an die Superstring-Theorie oder die Theorie der Parallel-Universen.
Man darf auch jede noch so etablierte Auffassung kritisieren. Nur muß man gute, rationale Gründe haben, und die Daten dürfen der Theorie zumindest nicht widersprechen. Das Ärgernis bei allen diesen "Widerlegungen" und "alternativen Wissenschaften" ist, daß ihre Autoren schlicht keine Ahnung von ihrem Gegenstand haben.
Zitat von DagnyGleichzeitig wird mit der Naturwissenschaft Schindluder getrieben, man denke an den Ökologismus, der keineswegs auf unumstösslichen Wahrheiten beruht, wie es die Politik glauben lassen will.
Der Ökologismus illustriert das postmoderne Verständnis von Realität: Real ist, woran alle glauben.
Zitat von DagnyIm Studium hatte ich oft genug mit Soziologen (im weitesten Sinne) zu tun - deren 'alles aus anderen Perspektiven betrachten', vielleicht ein Erbe der 68er, die Dialektik als Methode machen das Postmoderne Denken aus.
Ich habe aus der interdisziplinären Forschung Erfahrung mit den sogenannten "Wissenssoziologen". Die reinen Nervensägen. Wir Wissenschaftler wollen herausfinden, wie etwas funktioniert, welchen Gesetzen es gehorcht usw. Und dieses Soziologen wollen uns einreden, wir hingen wie Marionetten in Wahrheit an den Fäden der sozialen Einflüsse, denen wir unterliegen.
Im Grunde ist es ähnlich wie bei der Psychoanalyse: Man zieht die Rationalität des anderen in Zweifel und erhebt sich damit über ihn. Sehr unangenehm, diese Haltung vieler "Wissenssoziologen". (Eine ganz andere Sache ist Wissenschaftsgeschichte).
Zitat von DagnyErstaunlicherweise versuchen die Soziologen dann aber doch, etwa im Wettstreit um Drittmittel, Methoden der exakten Naturwissenschaften wie etwa Statistik und das Wundermittel SPSS (welches mir nie untergekommen ist) auf ihre dialektische Vorschung anzuwenden.
Warum sie SPSS so lieben, kann ich Ihnen sagen: Weil man damit wunderbar schlechte Forschung machen kann.
Schlechte Forschung sieht so aus, daß man möglichst viele Faktoren zugleich untersucht und das Ergebnis dann durch die statistische Maschine jagt, meist eine Varianzanalyse. Irgendwas kommt immer raus; je mehr Faktoren, umso mehr "werden signifikant", umso mehr Interaktionen, am besten zweiter oder dritter Ordnung, gibt es.
Umso mehr Material hat man also, um herumzutheoretisieren.
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