Zitat von PeterCoyoteEs handelt sich dabei um soziale Unterschiede. Der Bürgerliche kommt mit solchen Verhaltensweisen nicht klar. Er ist irritiert und gibt auf. Er muss lernen mit solchen Verhaltensweisen zurechtzukommen. Es ist ein Gebot des politischen Überlebens. Diese Leute muss man mit gleicher Waffe bekämpfen. Auge um Auge - Zahn um Zahn.
Ein interessanter Aspekt, lieber PeterCoyote. Ich bin mir aber nicht sicher, wo eigentlich die Unterschiede liegen.
Nehmen wir die SPD. Da gibt es die, sagen wir, gute alte SPD, die ich in den sechziger/siebziger Jahren in den Ortsvereinen erlebt habe: Überwiegend Arbeiter, kleine Angestellte, ein paar Mittelständler und Intellektuelle. Das waren ganz überwiegend sehr anständige Leute. Auch selbstlose Leute, die jahrzehntelang für die Partei wirklich gearbeitet haben - damals zogen noch die Unterkassierer von Haus zu Haus, Monat für Monat; damals wurden die Plakate noch nicht von Firmen geklebt.
Das änderte sich - ich habe es schon oft beschrieben - mit den Neueintritten ab Ende der sechziger Jahre. Das waren nicht nur überwiegend junge Leute, sondern es war ein ganz anderes Milieu, ein anderer Stil. Studenten überwiegend, oft im kommunistisch geprägten Milieu an den Unis "sozialisiert".
Da begannen die Debatten über den Kapitalismus, statt daß man im Ortsverein über den Neubau eines Kindergartens redete. Man begann einander zu mißtrauen. Es gab alle Arten von Manipulation. Viele der alten Genossen zogen sich damals aus der Partei zurück. Die SPD stand, als ich in den siebziger Jahren aktiv war, kurz vor dem millionsten Mitglied. Jetzt ist es noch gut die Hälfte.
Diejenigen, die damals, sagen wir 1975, mit sagen wir 25 Jahren in die SPD eingetreten sind, gehen jetzt auf die sechzig zu und haben die Partei allmählich umgekrempelt. Sie sind in den Funktionen nach oben gewandert, waren immer gut Freund mit Grünen und Kommunisten und bestimmen jetzt, zusammen mit der nächsten, genauso gestrickten Generation der Nahles und Wowereit die SPD.
Ypsilanti ist die Karikatur dieses Typus; aber auch unkarikiert ist er unangenehm genug.
Aus meiner Sicht, lieber PeterCoyote, ist das also nicht eine Frage der Bildungsschicht. Allenfalls in dem Sinn, daß dieser neue Typus eine weit bessere Ausbildung hat als die alten Genossen, aber meist nicht aus dem klassischen Bürgertum stammt. Also Leute, die überwiegend Abitur und oft sogar ein Studium haben, die aber mit Telemann so wenig anfangen können wie mit Schopenhauer oder Benn.
Nicht die Schicht, nicht der Bildungshintergund ist meines Erachtens entscheidend, sondern das Verständnis von Gesellschaft und Politik. Dieses ist ein zynisches. Nicht umsonst hacke ich so genüßlich auf Franz Walter herum: Der verkörpert diesen Zynismus, dieses Manipulative, dieses hohle Geschwätz bestens.
Naja, so ähnlich habe ich das schon manches Mal geschrieben. Geht mir halt leicht von der Hand.
Und nein, lieber PeterCoyote, ich glaube nicht, daß man diese Leute mit ihren eigenen Waffen bekämpfen muß. Jörg-Uwe Hahn, das Muster des Gegentyps eines leisen, anständigen und zuverlässigen Politikers, hat gestern gewonnen und Andrea Ypsilanti ist, wie man das in ihrem Milieu sagt, "hinten runtergefallen".
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