Zitat von ZettelWer in Paris in der Gegend der Métro-Station Barbès-Rochechouart unterwegs ist, der tut gut daran, sich vor Dieben zu hüten, denn das ist ein Nordafrikaner-Viertel. Ich habe das mal versäumt - also zu wenig "Vorurteile" gehabt; mit dem zu erwartenden Ergebnis.
Stimmt, lieber Zettel. Ich habe mich mal auf der Treppe auf dem Montmartre ziemlich blauäugig beklauen lassen.
Zitat von ZettelAlso "Vorurteile" abschaffen, das geht nicht. Es würde auch eine Gesellschaft sprengen, wenn sie keine gemeinsamen Stereotype mehr hätte.
- Das ist eine interessante These. Diese wirft aber einige Probleme auf: Wer bestimmt, welche "gemeinsamen Stereotype" akzeptabel sind? Können Vorurteile gar Staatsraison sein (Die Linken werfen ja der Bundesregierung vor, hinsichtlich der israelischen Politik ein solches stereotyp zu pflegen, nämlich sie immer als gut zu bewerten)? - Welche Aufgabe kommt dabei den Meinungsbildnern zu? Sollen sie Stereotype eher widerlegen oder eher fördern? - Gibt es prinzipielle Unterschiede bei Stereotypen? Harmlose Stereotype (Unrasierte Achselhöhlen bei Frauen sind ungepflegt) vs gefährliche Stereotype (Juden sind geldgierig und verschlagen)?
Und zuletzt die wichtigste Frage: Gibt es einen Unterschied zwischen einem Stereotyp und einem Ressentiment? Ich würde behaupten, ja. Mit einem Stereotyp würde ich eine Art "vorläufige Verallgemeinerung" bezeichnen. Ich sehe eine Tendenz, bin aber bereit, Einzelfälle als von der Regel abweichend zu akzeptieren. Auch bin ich ohne Umschweife bereit, mein Stereotyp aufgrund anderer Erfahrungen zu korrigieren. Ein Ressentiment dagegen ist keine vorläufige Verallgemeinerung, sondern eine apriorische. Abweichende Einzelfälle werden zur Legitimation ("Ich darf das sagen, weil sogar einige meiner besten Freunde Juden sind) oder Stützung desselben ("einige meiner besten Freunde sind Juden, und die sagen genau das Gleiche") herangezogen. Andere Erfahrungen dienen nicht als Korrektiv, sondern ich interpretiere sie Fakten so lange in meinem Sinne, bis der Widerspruch verschwindet.
Das Stereotyp würde ich als normales Denkmuster moralisch neutral bewerten. Es dient dazu, Erfahrungen und Informationen einzuordnen. Das Ressentiment dagegen ist unmoralisch und auch unvernünftig, weil ich nicht mehr nach bestem Wissen und Gewissen urteile.
Zitat von ZettelAlso jetzt zum Beispiel fragen, wieso jede Verunglimpfung des Christentums bei uns straffrei ist (der Gotteslästerungs-Paragraph wurde ja abgeschafft), während die Verunglimpfung einer anderen Religion bestraft werden soll, wenn es nach denjenigen geht, die dem das Wort reden. ...
Das gehört auch zum Unterschied. Das Ressentiment fragt nicht nach der Angemessenheit seiner Intensität im Vergleich zu anderen Stereotypen.
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