Zitat von john jWeil George Friedman nach Erdogan's Ausbruch mal auf eine Weltkarte geschaut hat und dann einen ziemlichen Unsinn zussammengereimt hat der weder Hand noch Fuss hat.
Ganz so krass hätte ich es nicht formuliert - aber im Kern stimme ich Ihnen zu.
Die Türkei ist ein aufstrebender Staat, mit gutem wirtschaftlichem Wachstum und weit dichter an der Moderne als die übrige Region (natürlich mit Ausnahme Israels). Sie wird weiter an Einfluß gewinnen - aber der Vergleich mit dem osmanischen Imperium ist einfach unsinnig.
Die historische Konstellation des Osmanenreichs ist nicht wiederholbar. Die Türken haben damals als anerkannten Vorkämpfer des Islam agieren können - heute sind selbst die heftigsten Islamisten dort nur kleine Würstchen, die von ausländischem Geld leben und nachplappern, was irgendwelche Scheichs vorgeben.
Die strategische Scharnierstelle am Bosporus ist immer noch da, aber recht nebensächlich geworden. Und nicht zu vergessen ist, daß die Türkei heftige ungelöste Probleme hat: Der Konflikt zwischen Islamisten und Säkularen, der Mangel an Rohstoffen, die Kurdenfrage.
Und wichtiger: Die Türkei hat fast keine Freunde - und das ist letztlich die Basis für das diplomatische Netzwerk, ohne das selbst eine Regionalmacht nicht viel reißen kann. Die Türkei hat mit jedem einzelnen ihrer Nachbarn historisch begründete Konflikte, außer einer vorsichtigen Annäherung mit Bulgarien (wohl deutlich der unwichtigste Nachbar) gibt es ringsum Feinde. Der nächste Partner ist Israel (wie lange noch?), dann kommt Deutschland (und die Beziehungen werden beidseitig immer mehr ruiniert) und die USA (die sind weit weg und für die sind die Türken nur ein Partner unter vielen).
Die nach 1990 angedachte Zusammenarbeit mit den Turkvölkern Mittelasiens ist Utopie geblieben. Die haben gerne türkisches Geld genommen, ansonsten fehlt das Interesse - außer vagen Gefühlen wg. Sprache und ferner Vorgeschichte gibt es eigentlich keine Gemeinsamkeiten.
In Antwort auf:Die Araber erinnern sich im Gegensatz zu vielen Westlern (wie J Fischer) noch sehr gut daran dass sie ihre Unabhaengigkeit vom osmanischen Reich erkaempfen mussten...
Das ist ja (m. E. zu Recht) schon etwas relativiert worden - aber die Quintessenz bleibt: Zwischen Arabern und Türken gibt es viele alte Animositäten und tief verwurzelte Vorurteile. Dazu Interessenkonflikte z. B. wg. Wasser und Minderheiten.
Nirgends also eine Basis für eine imperiale Wiederbelebung - und im Umkehrschluß sinkt meine Meinung über Stratfor deutlich.
In Antwort auf:Wer ist es morgen? Der Irak?
Interessanter Seitenaspekt. Die Chancen des Irak sind derzeit nicht schlecht. Wenn es weiter gelingt, die internen Konflikte auszugleichen und eine stabile, moderne Gesellschaft zu schaffen, dann hat der Irak mit seinem Ressourcenreichtum sehr gute Karten. Aber natürlich auch nur für regionalen Einfluß - nicht für ein Imperium.
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