Zitat von HajoDiese Rechtfertigung Gewalt auszuüben, im edlen Sinn, um noch größeres Leid zu verhindern, ist doch so alt wie die Menschheit selbst und entsprechend bewährt. In dieses Schema passen, wenigstens für mein Verständnis, auch die von Zettel dargestellten Aktivitäten hinein.
Ja, das ist sicher wahr. Ein Zitat in meinem Artikel, von Dutschke und Salvatore, sagt ja genau das: Der revolutionäre Krieg sei fürchterlich, aber er müsse geführt werden, damit Kriege abgeschafft werden.
Was für eine Selbstgerechtigkeit, aber auch was für eine Naivität! Überhaupt hat mich, als ich mir dieses Material angesehen habe, die Realitätsblindheit dieser Leute fast noch mehr erschreckt als ihre Entschlossenheit zur Revolution.
Sie wollten allen Ernstes, daß die Arbeiter in den Fabriken wohnen, aber nur drei bis fünf Stunden arbeiten und den Rest der Zeit politisch aktiv sind!
Sie glaubten allen Ernstes, daß sie ihre Räterepublik in Westberlin "erkämpfen" konnten - wo doch mit den Händen zu greifen war, daß von den zwei Millionen Westberlinern allenfalls ein paar Tausend eine solche Räteherrschaft wollten.
Sie bildeten sich ein, mit "Assoziationen" von jeweils ungefähr dreitausend Menschen, die gemeinsam leben und produzieren sollten, ein international konkurrenzfähiges Staatsgebilde schaffen zu können.
Sie wollten die Menschen erziehen und notfalls deportieren, rechneten aber offenbar nicht mit deren Widerstand; denn Polizei und Justiz sollten ja abgeschafft werden!
Sie machten sich sogar Gedanken darüber, wie Westberlin mit dem Ausbleiben von Subventionen nach der Revolution fertigwerden sollte. Dieses Geld könne locker eingespart werden, wenn man einfach die Bürokratie abschaffen würde. Die Universitäten sollten ebenfalls verschwinden und durch Stätten gemeinsamen Lernens aller Werktätigen ersetzt werden. Die dafür ja Zeit haben würden, weil sie eben nur drei bis fünf Stunden am Tag zu arbeiten brauchten.
Das war, lieber Hajo, alles derart hirnverbrannt, daß man sich fragt, wie erwachsene Menschen solch einen Stuß glauben konnten. Die glaubten das aber, weil sie ihre Nase in Marx und Engels gesteckt, aber nie eine Fabrik von innen gesehen hatten. Es waren ungebildete, unreife Menschen, die es mit der großen Attitüde des Wissenden fertig brachten, nicht nur ihre Mitstudenten ins Bockshorn zu jagen, sondern ja auch das halbe "Establishment".
Der kluge und sonst immer skeptische Rudolf Augstein hat mit Dutschke diskutiert und ihn gefördert. Günter Gaus hat ihn geradezu zuvorkommend interviewt. Daß der Mann unglaublichen Quark redete, schien niemandem aufzufallen.
Mir ist es richtig auch erst aufgefallen, als seine Dissertation erschien und ich sie gelesen habe. Was für ein Gedankenwirrwarr!
Zitat von HajoZum Thema Wahnsinn: Nun, wenn sie vom Willen beseelt sind etwas wundervolles für die Menschheit zu leisten, wie etwa sie von den Fesseln der Unterdrückung, auch allen Zwängen insgesamt zu befreien, ein neues goldenes Zeitalter anzubrechen, ich frage Sie, sind da nicht alle Mittel recht? Kurz: Je edler das Ziel, desto wahlloser erfolgt der Mitteleinsatz.
Und offenbar hat das edle Ziel nicht nur Hemmungen beseitigt, sondern auch den Denkapparat außer Kraft gesetzt.
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