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Libero
Beiträge: 393
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11.03.2009 19:15 |
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RE: Marginalie: Anmerkungen zu Winnenden
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Zitat von Zettel Ich fürchte, solche Verbrechen lassen sich nicht verhindern.
Lieber Herr Zettel,
nicht mit Waffengesetze und vielleicht auch nicht alle. Sie beschreiben zutreffend, wie ein junger Mensch sich über längere Zeit verändert und welche Motive es für diese Veränderung geben kann. Da ist ein Vorlauf. Es passiert, ohne das die Eltern die Entwicklung mitbekommen haben. Die Eltern haben von ihr nichts gewußt.
Ich fürchte, sie haben überhaupt nicht gewußt, wer mit ihnen in einem Haus lebt, obwohl es doch der eigene Sohn war, den man als Baby herzte, über dessen Gehenlernen, die erste Worte, das Erwachen eines Menschen freute. Irgendwann war er halt nur noch da und lief im alltäglichen Tagesablauf nur noch mit. Jeder hat mit sich selbst zu tun. Er wurde ihnen fremd, sie nahm das unauffällige schüchterne Bild als den Menschen war, der sich hinter dem Bild verbarg.
Das ist schon eigenartig, da spinnt sich ein junger Mensch seinen eigenen kurzen Lebensentwurf, der in einer Blutbad des Grauens endet und keiner hat sich dafür interessiert, was hinter dem Bild, schüchtern und zurückhaltend, in ihm eigentlich vorgeht. Man war mit dem Bild zufrieden.
Wissen Sie, was ich für den Denkfehler halte. Es werden Hinweise auf den beginnenden Irrlauf aus dem "schwarzen Loch" dieses Jungen nach außen gedrungen sein, ohne das er das wollte, aber keiner hat angenommen, daß es zu einem exzessiven Gewaltausbruch kommen kann. Warum eigentlich? Wir reagieren doch auch meistens richtig, wenn wir eine unfallträchtige Situation auf uns zukommen sehen und meistern sie. Wir halten nicht drauf zu, weil wir glauben, es wird schon gut gehen.
Der Junge war anscheinend nicht konfliktfähig, weder mit den Menschen seiner Umwelt noch mit sich selbst. Das wird wohl aufgefallen sein. Es würde mich auch nicht wundern, wenn auch die Mutter und der Vater nicht konfliktfähig sind. Selten sind solche Konstellationen in Familie nicht. Man kann eigentlich froh sein, daß es zu so wenigen Schulmassakern kommt. Das wundert mich immer wieder, daß es so wenige Irrläufer sind.
Herzliche Grüße Libero
Man sollte vorsichtig sein in der Wahl seiner Feinde: Früher oder später wird man ihnen ähnlich.
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