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Libero
Beiträge: 393
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11.03.2009 20:12 |
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RE: Marginalie: Anmerkungen zu Winnenden
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Zitat von C.K. Sich mit mir auf diese Position zu einigen ist überhaupt kein Problem, ich bin da durchaus Ihrer Meinung.
Hallo C.K.
Einer meiner Wahlsöhne war ein junger Mann, der den Zerfall der elterlichen Familie nicht verkraftete und sich von seiner Familie und seinen Mitschülern abschnürte. Der spielte solche Spiele seine gesamte Freizeit. Wenn ich aufstand, ging er schlafen. Er wurde zu einem schwarzen Loch, der mit seinen Mitmenschen und vor allem mit sich selbst im Zwist und Unfrieden lebte. Schule hat er gehasst, sich selbst ertrug er nicht, hinsichtlich seiner Eltern war er hin- und hergerissen, seinen Mitschüler ging er außerhalb der Schule zunehmend aus dem Wege. Er ging selten aus sich raus, behielt alles für sich, ohne es austragen zu können. Er war auf dem besten Wege eine Zeitbombe zu werden.
Gott sei Dank wandelte sich sein Leben durch seine Ausbildung. Das war wie ein Reset seines Lebens. Er fand Erfolg und Spaß im wirklichen Leben und, viel wichtiger einen väterlichen Freund in seinem Lehrmeister, der unbelastet ihn erleben konnte, weil er seine ganze Vorgeschichte nicht kannte. Er konnte von neuem beginnen. Damit begann der Weg zurück. Zum Frieden mit sich selbst, seiner Familie und seinen Mitmenschen. Er spielt immer noch, er liest ja kaum, aber er ist mit Freude im Beruf unterwegs. Er spricht über seinen Beruf. Über die Schule hat er nie gesprochen.
interessant ist, wer die Opfer solcher Amokläufer sind. Sind es wahllose Mitmenschen? Nein, er ist nicht um sich schießend durch die Stadt gelaufen? Sind es Repräsentanten des Staates. Nein, die Opfer sind weder Politiker, noch Richter, noch Polizisten.
Zu Beginn des Amoklaufes sind die Opfer immer Schüler/Studenten und Lehrer/Lehrende. Nicht unbedingt Mitschüler oder Lehrer, die den Täter unterrichtet haben.
In Antwort auf: Offensichtlich entsteht die Aggression in der Schule, sie richtet sich gegen die Schule und die Täter kommen in die Schule zurück, um sich dann im Zentrum ihrer Aggression zu entladen.
Das Problem fängt also mit der Schule an und es wird auch in den Schulen gelöst werden müssen!
Das sehe ich auch so. Die Aggression entstand in der Schule und führt zu einem inneren immer größer werdenden Konflikt in dem Menschen. Er kehrte zurück, als er die Regeln der Austragung des Konfliktes bestimmte. Er schiesst und ist Täter, die anderen werden erschossen oder angeschossen und sind Opfer. Er ist zumindest zu Beginn des Amoklaufes das erste Mal im wirklichen Leben der Sieger in einem Konflikt.
Was muß sich in den Schulen ändern. Ich habe es immer für einen schweren Fehler gehalten, daß Schule vor allem Sachunterricht bietet. Fächer, in denen man Wissen anhäuft. Nur ein Wissen spielt keine Rolle. Das Wissen über einen selbst und wie man mit anderen Menschen ohne verbale, körperliche oder Waffengewalt einen Konflikt austrägt. Dieses Wissen erwerben die meisten Heranwachsenden nebenher, ohne das man darauf achten muß. In der Schule und in der Familie. Die Heranwachsenden, wo genau diese beiläufige Entwicklung ausbleibt, sind wenig später problematische Heranwachsende oder junge Erwachsene. Das eine solche ausbleibende Reife des Menschen hindert, beruflich erfolgreich zu sein und konfliktfähig in Partnerschaft und Familie mit Kindern zu leben, muß wohl nicht erwähnt werden.
Friedrich Nietzsche hat einen sehr passenden Aphorismus für diese Konfliktunfähigkeit formuliert
sind nicht viele Ehen von der Art, daß man sich keinen Zeugen wünscht Und ist dieser Zeuge nicht fast immer vorhanden, das Kind!
Die geänderte Schule muß übrigens nicht mehr kosten. Die Schule ist eine Institution, die in Schulgebäuden existiert. Wer sagt denn, daß außer der Volkshochschule nicht noch andere Institutionen in den Schulgebäuden existieren könnten.
LiberoMan sollte vorsichtig sein in der Wahl seiner Feinde: Früher oder später wird man ihnen ähnlich.
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