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Zettel
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12.03.2009 17:49 |
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Zitat von califax Aus so kurzer Entferung? Mit der Pistole sieht man dem Opfer auch in die Augen. Und spätestens nach dem ersten Opfer hat man genau begriffen, wieviel Blut und Gewalt man auslöst. Das ist nicht, als ob man sein Ziel aus großer Entfernung, vielleicht gar nur als dunklen Strich, durch eine Optik sieht. Da kriegt man selbst Hirnmasse und Blut ins Gesicht.
Wie schon in dem Artikel geschrieben - dieser Typus des Täters (dem Tim K. ja in allen Punkten zu entsprechen scheint) verübt den "Amoklauf" in einem psychischen Ausnahmezustand.
Es ist ein Ausnahmezustand, wie er immer auch wieder von Soldaten berichtet wird; wenn ich mich recht erinnere, hat auch Ernst Jünger das schon in "In Stahlgewittern" beschrieben. Das Töten wird zu etwas Rauschhaften, das die Sprache sehr gut mit dem Wort Blutrausch beschreibt.
Das mutet archaisch an, und wen man spekulieren will, kann man vermuten, daß es das auch in der Tat ist.
Evolutionsgeschichtlich betrachtet ist eine der größten Seltsamkeiten des Menschen, daß er in seiner Frühzeit zum Jäger wurde, ohne irgendwelche Merkmale eines Raubtiers zu haben. Da müssen wohl genetische Veränderungen im Spiel gewesen sein, die gewisse bei allen Primaten vorhandenen Aggressionsneigungen in Richtung auf so etwas wie Jagdfieber - auch so ein treffendes Wort - und Blutrausch verstärkt haben.
Mir erscheint es wahrscheinlich, daß das Kriegführen, das ja weit über die bei anderen Primaten übliche intraspezifische Aggression hinausgeht, seinerseits aus der Jagd hervorgegangen ist; mit anderen Clans, Völkern usw. als Jagdobjekten.
Jemand hat einmal die sehr kluge Frage aufgeworfen, wie wohl der Homo Sapiens den Neandertaler gesehen hat: Als jagbares Wild oder als Konkurrenten?
Herzlich, Zettel
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