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Libero
Beiträge: 393
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13.03.2009 09:29 |
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RE: Marginalie: Anmerkungen zu Winnenden
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In Antwort auf: Aus meiner Sicht hat der Amokläufer unmittelbar nach seinem Tod eine ganz, ganz böse Überraschung erlebt und es geht ihm jetzt unvorstellbar schlecht. Hätte man ihm das vorher mal gesagt - vielleicht hätte er es sich nochmal überlegt, seine Mitschüler umzubringen.
Hallo Ex-Blond
Das mag sein, das er diese Überraschung erlebt hat. Aber zu glauben, wenn man ihm ernsthaft ins Gewissen geredet hätte, wäre er in sich gegangen und hätte von seinem Amoklauf Abstand genommen, ist sehr weltfremd. Haben Sie es schon einmal versucht, alleine durch Reden einen solchen Jungen, der sich von seiner Umwelt abgeschnürt hat und sofort zumacht, wenn sie mit Ermahnungen anfangen, zu einem anderen Verhalten zu bewegen oder wenigstens darüber nachzudenken, daß sein Verhalten ein Irrweg ist, ein Weg ohne Widerkehr. Glauben Sie, Sie wären da die Erste, die diesen Weg versucht hat. Die Eltern, die Lehrer und vielleicht sogar seine Mitschüler werden es auch versucht haben. Im Glauben, das man damit eine Wirkung erzielt. Herr im Himmel und auf Erden, so naiv möchte ich auch noch mal sein. Was war die Welt damals doch friedlich für mich, als ich das auch noch glauben konnte. Sie sind dem Jungen im Kommunikationsverhalten weit überlegen sind und er ist, was er durchaus weiss, der Unterlegene. Was er aber nicht mehr wahrnehmen will. Also macht er die Ohren auf Durchzug. Damit erreichen Sie gar nichts. Sie können natürlich auch insistieren. Dann wird er entweder verbal oder gegen Sachen aggressiv. Dann wären Türen geschlagen, gegen Holzrahmen getrommelt oder sonst was in der Art. Fragen Sie den Berufslehrer Ihres Vertrauens, der wird Ihnen das bestätigen.
Es gibt Jungs aus guten Hause, die nicht die geistigen Fähigkeiten wie ihre Eltern und Großeltern haben. Es ist nicht einfach damit umzugehen. Manche Kindern UND Eltern kommen damit klar, manche nicht. Ich bin sicher, das die Eltern aus ihrer Perspektive alles versucht hat, um ihren Sohn aus seiner Sackgasse herauszuziehen. Man bietet Aktivitäten, Sport, ein anderes Umfeld und trotzdem entgleitet einem das Kind und Sie verlieren ihn im Nirgendwo, obwohl er natürlich weiterhin anwesend ist. Scheinbar in ihrer Welt, aber tatsächlich in seinem Universum, daß nur ihn als Bewohner hat.
Der Junge hat seine Realschule mit Ach und Krach bestanden. Sein Vater gab ihn auf eine private Schule für Jugendliche in einer problematischen Lebenslage. Das ist einerseits eine Chance und andererseits ein Risiko, weil sich dort viele Jugendliche treffen, die sich in ihrer Destruktivität gegenseitig hochschaukeln können.
Anscheinend wurde der Junge wegen Depressionen behandelt. Er hat die Behandlung in seinem Heimatort nicht fortgesetzt. Wenn er ein Medikament gegen Depressionen erhalten hat, kann es sein, daß er das Medikament von sich aus nicht weiter eingenommen hat. Das bedeutet eine abrupte Absetzung mit nicht ganz ungefährlichen Folgen. Die andere Möglichkeit ist, daß er durch die Wirkung des Medikaments erst seine Aktivität zurückgewann. Es gibt Menschen, die danach wie er handelten oder nur sich selbst töteten.
Was Sie über Al Gore und andere Einflußfaktoren geschrieben haben, das wird er vielleicht gewußt haben, aber in seinem von der Welt abgeschnürten Universum spielte das keine Rolle. Seine Welt waren kurzgeschlossene Gedankenkreisläufe. Informationen von der Welt draussen spielen da kaum noch eine Rolle und wenn nur die, die er willentlich zulassen will. Alles andere wird geblockt.
Gruß LiberoMan sollte vorsichtig sein in der Wahl seiner Feinde: Früher oder später wird man ihnen ähnlich.
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