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Florian
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16.03.2009 19:30 |
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Conrad: Du hast sicher recht, dass die Kriegsbegeisterung (aller Kriegsteilnehmer!) nicht ganz rational war. Die Welt vor dem 1. Weltkrieg war bereits so wirtschaftlich verflochten und die Heere aller teilnehmenden Nationen waren so gewaltig, dass schon vorab absehbar war, dass selbst die Sieger in diesem Krieg per Saldo nichts gewinnen würden. Wie es dann ja auch kam (auch wenn die Dauer und die Intensität des Krieges sicher nur von wenigen vorhergesagt worden war).
Zu den Kriegszielen:
Russland: Wollte wahrscheinlich gar keine Gebietsgewinne für sich. Aber es wollte als "Schutzmacht" der Slawen eine Vormachtstellung auf dem Balkan und die Österreicher von dort vertreiben. Wenn dabei das Osmanische Reich vernichtet wurde (das den Zugang zum Mittelmeer blockierte) dann umso besser. Einen "Weltkrieg" wollte es sicher nicht. Aber zu Beginn war der Krieg ja auch nur ein "Balkan-Konflikt"
Österreich: Fühlte sich schon lange von Serbien in "seinem" Hinterhof geärgert und wollte diesen Störenfried (der die slawischen Zentrifugal-Kräfte im Reich beflügelte) beseitigen. Auch Österreich hoffte natürlich auf einen reinen Balkan-Konflikt, möglichst ohne russische Beteiligung.
England: Hier ging es um die Aufrechterhaltung der Machtbalance in Europa. Man muss auch sehen, dass England um ein Haar neutral geblieben wäre, hätte Deutschland nicht Belgien angegriffen (und eine dauerhafte deutsche Besetzung Belgiens hätte England nicht akzeptieren können, weil das eine Gefährdung der Heimatinsel bedeutet hätte). Zu Beginn des Krieges ging man in England wohl auch von einer überwiegenden relativ kleinformatien Defensiv-Unterstützung für die Franzosen aus (plus natürlich von billigen Kolonie-Gewinnen auf Kosten der Deutschen).
Frankreich: Wollte natürlich Deutschland schwächen und hatte tatsächlich dafür die perfekte Ausgangsposition mit starken Verbündeten - wenn nicht 1914, wann sollte es je wieder eine so vorteilhafte Konstellation geben? Allerdings muss man hier noch anmerken, dass Frankreich als einziger der großen Kriegsteilnehmer miemanden selbst den Krieg erklärt hat, sondern (zumindest formal) wurde ihm dieser von Deutschland aufgezwungen.
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