Lieber Herr Zettel
In der Frankfurter Rundschau von heute (17.03.2009) steht unter dem Titel "Was denkbar ist" ist eine Erinnerung an die Bewaffnung von heranwachsenden Männer kurz vor dem ersten Weltkrieg. Damals begann aufgrund der Ernährungssituation, Schmalhans war Küchenmeister, die Pubertät wesentlich später, begann frühestens mit 16, manchmal auch erst mit 18. Die Schusswaffe sass relativ locker, kleinliche Streitigkeiten und Kränkungen wurden mit der Waffe ausgetraqen. Meistens waren nur wenige Personen beteiligt. Amokläufe in der Schule gab es nicht, was aber auch daran liegt, daß es damals einhellige Meinung war, daß die Schüler überfordert waren. Es gab den Amoklauf eines erwachsenen Lehrers in Degerloch und das war es. Der war wahrscheinlich zum Zeitpunkt der Tat nicht von dieser Welt.
Nahezu 100 % der Jugendlichen, bei den Bürgern waren es wahrscheinlich weniger, trugen Schusswaffen bei sich, so wie etwa im Orient die Männer Dolch und Kalasnikow bei sich führen. Das waren keine Schauwaffen. So kenne ich das auch aus Polizeiberichten der damaligen Zeit.
Gehen wir weiter zurück in die Mantel- und Degenzeit, so wird es auch nicht friedlicher. Den Bauern waren Stoss- und Hiebwaffen verboten, um den Adel zu schützen. Nebenprodukt der Entwaffnung waren die seltener werdenden Auseinandersetzungen mit Waffen zwischen Bauern. Feste benachbarten Dörfer waren ohnehin keine rein friedlichen Veranstaltungen. Es gab immer Menschen, die diese Feste mit den Füssen voran verlassen mußten.
Bürger und Studenten setzten ihre Waffen auch ein. Nicht ohne Grund weigerten sich einige Städte, mit einer Universität geehrt zu werden. Studenten hatten keinen guten Ruf. Saufen, Raufen und die ehrbaren Frauen nicht in Ruhe lassen. Welcher Bürger fand es da bereichernd, wenn ein Universität in ihrer Stadt war.
Heute ist der Waffengebrauch ritualisiert. Der Schweizer hat seine Waffe im Waffenschrank, der Bürger übt sich im Schützenverein und Studenten fechten nach strengen Regeln Mensur. Gerade bei den Studenten war das notwendig, um die ungeregelten Händeleien zu verhindern. Das Duell ist nicht ohne Grund verboten. Das Duell, das letztendlich zu Verbot führte, war ein politischer Mord einer Adelsopposition gegen das Opfer, den Polizeidirektor Hinkeldey,in den Morgenstunden des 2 Aprils 1856.
Herzlicher Gruß Libero
Man sollte vorsichtig sein in der Wahl seiner Feinde: Früher oder später wird man ihnen ähnlich.
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