Zitat von Zettel Man hat wohl, lieber Conrad, brinkmanship betrieben. Niemand wollte eine Krieg führen, aber alle Beteiligten wollten an dessen Rand gehen, um Vorteile im Mächtespiel zu gewinnen. ... Gewiß hat niemand auch nur annähernd die Dimension gesehen, die ein solcher Krieg würde annehmen können. Die Generäle planen eben immer den letzten Krieg. Man stellte sich wohl so etwas wie eine Neuauflage von 1870/71 vor. Deshalb glaubte man, an den Rand des Krieges gehen zu können.
Da kommt mir oft der Gedanke, daß das wirklich Problem nicht war, daß man mit dem Krieg begonnen hat, sondern daß man, als auf allen Seiten - aber besonders auf deutscher - klar sein konnte, daß man die Ziele nicht erreichen würde, wieder damit aufgehört hat.
Insofern ist der absurde Gedanke eines "war to end all wars" mitverantwortlich für die Katastrophe, ebenso wie die - und hier kommt der 1870 noch nicht so präsente Darwinismus mit hinein - Idee es ginge um einen Kampf ums Überleben. Dieser Glaube war auf allen Seiten (auch britischer) gegeben, wenn auch wohl die Deutschen die gläubigsten waren. (Und faktisch ging es nur bei Österreich ums Überleben, doch war der Krieg kein passables Mittel dazu.)
Vielleicht - auch wenn es zynisch klingt - war die lange Friedensperiode in Westeuropa - von 1871 bis 1914 - in Wirklichkeit ein Unglück, denn die Animositäten steigen natürlich je länger man zurückhält, die Fortschritte in der Waffentechnik gingen ungehindert voran und es konnten sich Illusionen über den Krieg verbreiten (wie 1870 würde er kurz sein) oder Kriegsromantik, die das Schlachtengetümmel dem "öden" Friende vorzog.
Der Grundkonflikt war ohnehin der deutsch-französische - die Versäumnisse liegen hier im Jahre 1870 und auch Bismarck kann dabei nicht ausgenommen werden - und nicht der Balkankonflikt, der lediglich den Auslöser gab (insofern ist die "Nibelungentreue" nur ein Stück Rhetorik auf einem Nebenfeld). Wäre der Konflikt Österreichs mit Serbien oder der mit Rußland entscheidend gewesen, wäre der Krieg ja schon bald militärisch entschieden gewesen.
Es schrieb hier auch jemand, Deutschland UND Österreich seien für Frankreich eine Schmach gewesen. Warum Österreich?Gruß, str1977
Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.
Laissez faire, laissez aller, laissez abimer.
Liberalismus ist die Ideologie, die, wenn etwas zu verderben droht, nicht nur nichts unternimmt, sondern auch anderen von Gegenmaßnahmen abrät, um anschließend das verfaulte Resultat zum Ideal zu erklären.
The business of Progressives is to go on making mistakes. The business of the Conservatives is to prevent the mistakes from being corrected. (G.K. Chesterton)
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