Zitat von ZettelVehement war und bin ich gegen die völlig überzogene antiamerikanische Kampagne vor allem in Europa, für die dieser Krieg den Vorwand lieferte.
Ich doch auch, lieber Zettel. Das hat allerdings bereits nach dem 11. September begonnen. Ich erinnere mich noch wie ein Bekannter meiner Familie meinte: "Wurde langsam Zeit, dass sowas passiert.", und so ging es wohl vielen. Ich vermute, dass dieser latente Antiamerikanismus schon seit langem vorhanden war.
Zweifellos. Ich habe kurz nach 9/11 in einer Universitätstadt ein Konzert mit Konstantin Wecker erlebt, der mit seiner antiamerikanischen Hetze eine Art Sportpalast-Stimmung erzeugte.
Das war wirklich beängstigend. Studenten, die sich affektiv hochpeitschen ließen wie einst Deutsche von Goebbels. Ich habe es nicht ausgehalten und bin zur Pause gegangen. Meine Frau blieb, wegen der Musik.
Zitat von Shin
Zitat von ZettelPräsident Bush hatte ein Grand Design: Er wollte durch die Ausbreitung der Demokratie die Voraussetzung für eine Friedensordnung im Nahen Osten schaffen.
Advice to Persons About to Write History — Don't. – Lord Acton
Gott erspare es uns, von Großen Männern regiert zu werden; so ähnlich hat es mal Sebastian Haffner zitiert.
Mir scheint aber, lieber Shin, daß das von der historischen Situation abhängt. Es gibt Situationen, die erfordern den Großen Mann. Ohne Churchill würden heute vielleicht die Nazis noch ganz Europa regieren. Ohne de Gaulle wäre Frankreich sehr wahrscheinlich nicht vom Kranken Mann Europas zu einer starken Industrienation geworden. Ob ohne Adenauer die Bundesrepublik dem Druck aus dem Osten standgehalten hätte, ist sehr fraglich. Ronald Reagan hat die USA aus der Depression nach dem schmählichen Rückzug aus Vietnam geführt. Margaret Thatcher hat die Grundlage für die heutige Prosperität Englands gelegt.
Zitat von Shin Es stimmt, dass sich die Folgen der Irak-Kampagne möglicherweise als vorteilhaft für die USA herausstellen werden. Dies war jedoch zum Zeitpunkt der Entscheidung für den Krieg meines Erachtens noch keineswegs abzusehen. Eine Zeit lang schein es so, als würden die USA die Situation im Irak nicht mehr unter Kontrolle bekommen, und hätte man andere Strategien verfolgt (der Surge z.B. wird ja oft als positiver Wendepunkt genannt) wäre es vielleicht auch so gekommen. Viele komplexe Faktoren spielten eine Rolle und machten das Ergebnis fast unvorhersehbar.
Dem stimme ich zu.
Am Anfang sollte es ein schneller Feldzug werden mit dem Ziel, Saddam zu stürzen und damit die Gefahr zu beseitigen, die von ihm ausging. Man wollte - das war damals eine Schätzung - ungefähr zwei Jahre als Besatzung im Irak bleiben, dann würde dieser auf eigenen Füßen stehen können.
Dann zeigten sich verschiedene Fehler in diesem Kalkül. Teils von der Regierung Bush zu verantworten, teils nicht. Dadurch, daß die Türkei den Einmarsch von Norden her verweigerte, blieben dort Waffenlager und Widerstandsgruppen der Baa'th intakt. Das war eine der Wurzeln des Widerstands. Es gelang Truppen der Kaida, über den Iran - der insofern eine entscheidende Rolle spielte - in den Irak zu gelangen. Das war der zweite Kern des Widerstands.
Sodann hatte man den Zynismus der Kaida-Leute unterschätzt, mit dem sie durch gezielte Bombardements von Moscheen, Pilgerzügen usw. den Haß zwischen den Konfessionen anstachelten.
Das alles führte dazu, daß wirklich zwischen 2006 und 2008 ein Bürgerkrieg drohte. Wäre damals der Kongreß dem Senator Obama gefolgt, dann hätte es ihn gegeben und der Irak wäre heute noch in einem chaotischen Zustand. Dank Bush ist er heute auf dem Weg zur Stabilität.
Zitat von ShinWas jedoch vorhersehbar war, waren die gewaltigen Kosten, die auf den amerikanischen Steuerzahler zukamen. Die genauen Zahlen habe ich nicht vor Augen, doch meines Wissens liegen sie im 13stelligen Bereich. Bei einer nüchternen Kosten-Nutzen-Analyse würden die damals absehbaren Erfolgsaussichten meines Erachtens die absehbaren Kosten nicht rechtfertigen.
Das kann man so sehen, lieber Shin. Man muß andererseits sehen, daß die Entscheidung für diesen Krieg in the wake of 9/11 getroffen wurde.
Die USA sahen sich damals im Krieg; die Nato hatte ja sogar offiziell den Bündnisfall ausgerufen. Im Krieg fragt man nicht nach den Kosten.
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