zur Zeit komm ich mit dem lesen nicht mehr mit. ;-)
In Antwort auf: Wie ist es mit der Raffinierie Cienfuegos, die von Venezuela und Cuba gemeinsam gebaut wird?
Müßte man einmal schauen wie viel Erdöl da tatsächlich prozessiert wird und ob die überhaupt fertiggestellt wird. Die bolivarische Revolution neigt dazu, vollmundig Industrieproduktions-Stätten anzukündigen. Die Inbetriebnahme dauert oft Jahre und die Produktion ist dann wirklich vernachlässigbar. Wäre es wirklich so einfach für Venezuela Raffinerie-Kapazitäten aufzubauen, warum exportieren sie dann nach wie vor so viel Rohöl in die USA?
Es gibt allerdings einen Prozess der mich bezüglich Wirtschaftsbeziehungen beunruhigt. Venezuela und Bolivien neigen nämlich dazu, Schürfrechte für Erdöl und Lithium (Bolivien) an China oder Rußland zu verkaufen. In dem hier PDF-verlinkten Interview mit dem venezoelanischen Ökonomen Orlando Ochoa behauptet dieser, dass aktuell China Venezuela im fondo chino für ZUKÜNFTIGE ÖLLIEFERUNGEN bezahlt. Chávez gäbe danach die Ressourcen zukünftiger Generationen aus! http://blogs.salon.com/0001330/. Habs zusätzlich an das Posting angehängt. Ist allerdings in spanischer Sprache.
In Antwort auf: Dennoch würde die offenbar geplante Stationierung russischer Langstreckenbomber in Venezuela das Land vor einer US-Invasion schützen. Die Logik ist dieselbe, deretwegen die Polen und Tschechen das US-Raketenabwehrsystem haben wollen: ein Land, in dem ein mächtiger Gegenspieler Waffen stationiert hat, greift man nicht an, weil man dessen Vergeltung zu befürchten hätte.
Die letzten US-Invasionen in Lateinamerika haben in sehr, sehr kleinen Staaten stattgefunden. Die Linken betonen das zwar immer sehr gerne, aber in der Realität ist das einfach nicht vorstellbar. Es würden sich überall genug terroristische Gruppen bilden, die die Fremdherrschaft bekämpfen. Mit Ostasien als neuen Wirtschaftspartner ist die relative Macht der USA in der Region sowieso gesunken. Bezüglich der Direktinvestitionen ist Spanien präsenter als die USA (Banken, Telekommunikation, z.T. Handelsketten).
Alopresidente kann man im Internet herunterladen ( http://alopresidente.gob.ve/transmisiones-anteriores/ ). So eine Sendung dauert aber zwischen 4 und knapp 7 Stunden. Es reden auch andere. Zu 85% aber jefe es jefe. Sein Stil ist kumpelhafter als der von Fidel Castro.
In Antwort auf: Wie soll Chávez denn gestürzt werden?
Ich vermute, dass das wirtschaftlich implodiert. Venezuela ist eine Erdölokonomie. Bis vor 2008 ist der Preis für Erdöl fast die gesamte Chávez-Herrschaft gestiegen. Darauf hat sich eine extrem ineffiziente und korrupte Wirtschaft gebildet, von der auch einige Brosamen an die Armen abfallen. Das war in den 70ern nicht anders. Sobald es wirkliche für die Bevölkerung Einschränkungen gibt, wird es Widerstand geben. Dieser muß sich nicht politisch sondern auch kriminell äußern. Die Mordraten in Venezuela sind schon heute deutlich höher als in Kolumbien oder in Mexiko. Chávez betont stets einen Armen-Aufstand von 1989 und die brutale Repression als Deslegitimation der IV. Republik (Caracazo). Er kann sich sowas nicht leisten. Es ist sehr erstaunlich, dass 8 Monate nach Rekord-Erdölpreisen kein Geld mehr da ist. Die Finanz-Situation scheint aber wirklich prekär zu sein. Wie gesagt: Der verlinkte Artikel hier -> http://blogs.salon.com/0001330/ . Und auch dieser Beitrag zu Fonden -> ( http://www.caracaschronicles.com/2009/03...bernie-ali.html ) Chávez setzt auf einen Wiederanstieg des Erdölpreises. Es ist halt nur sehr fraglich, ob der 2009 auf ein ausreichendes Maß steigt. Der staatliche Erdölkonzern PVDSA hat große offene Rechnungen bei Kontraktoren. Bisher hat Chávez in der Regel für Verstaatlichungen bezahlt. Da sind auch noch viele Rechnungen offen. Im Januar sind Goldbarren der Zentralbank verkauft worden. Chávez scheint bereit zu sein, eine Inflation in Kauf zu nehmen, nur um die Staatsausgaben für Lebensmittelimporte und andere soziale Projekte nicht zu beschneiden. Das kann leicht zu einer Hyper-Inflation führen. Hier erinnert er eher an Alfosin in Argentinien oder eben Alán García in den 80ern in Peru. Kubaner kannten seit der Unabhängigkeit keine wirkliche Demokratie. In Venezuela gabs zumindest eine disfunktionale Demokratie, eine freie Presse (nur eine Minderheit liest Zeitung), einen oppositionellen Fernsehsender sowie oppositionelle Gouverneure.
Enrique Krauze hat einen recht neuen Artikel zu Chávez in The New Republic veröffentlicht. Den hab ich selbst noch nicht gelesen. http://tinyurl.com/ce7mzy
Herzlichst, Lemmy
Das verlinkte PDF (Ochoa Interview) lohnt sich wirklich. Es faßt den gesamten Wahnsinn der Regierung Chávez nochmal zusammen. Rapide zusammenschmelzende Devisenreserven, der STAATLICHE Erdölkonzern PVDSA verkauft Dollar AUF DEM SCHWARZMARKT. Für zukünftige Öllieferungen bereits jetzt Geld aus China erhalten, etc. Übrigens beschwert sich die Kommunistische Partei Venezuelas, die mit der chavistischen eine Koalition bildet, über die einzige Maßnahme zur Konsolidierung des Haushalts: Die Mehrwertssteuererhöhung. Der Arbeitgeberverband fordert seine Mitglieder auf, höhere Lohnerhöhungen herauszugeben, als die von Chávez festgelegte schrittweise Erhöhung des Mindestlohns im Mai und November um jeweils 10%. Die jährliche Inflation beträgt z.Zt. 30% und angesichts dieser Geldpolitik könnte Venezuela eins der wenigen Länder mit steigenden Inflationsraten sein. Chavez hat zwar bereits vorletztes Wochenende über die massiv VON IHM SELBST subventionierten Benzinpreise geklagt (sind seit 10 Jahren nicht angehoben worden) und ereifert sich über die "Reichen" mit ihren großen Autos. Allerdings traut er sich offenbar nicht, diese anzuheben. Gleichzeitig bleibt der Wechselkurs massiv überbewertet. Der Schwarzmarktpreis liegt offenbar 100% über dem offiziellen bewirtschafteten Kurs.
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