Zitat von califaxZettel ist offensichtlich der Meinung, Saddam hätte den Angriff noch rechtzeitig abwenden können, wenn er nicht so hoch gepokert und nicht ganz so blutrünstig geherrscht hätte. Und unter diesem Gesichtspunkt, der im Artikel ja dargelegt wird, ist die gewählte Formulierung nachvollziehbar.
Die USA waren ja nicht an einem Krieg interessiert, lieber Califax, sondern sie wollten Saddam weghaben. Vor der Invasion gab es das explizite Angebot an Saddam, man werde auf die Invasion verzichten, wenn er ins Exil ginge. Es wurden auch bereits Länder gesucht, die bereit wären, ihn aufzunehmen.
Man kann das Angebot von Bush und Powell, die Invasion im Fall eines Exils von Saddam auszusetzen, zum Beispiel in der IHT vom 18. März 2003 nachlesen.
Wer, anders als offenbar unser eifriger Freund str1977, meinen Artikel gelesen hat, der wird gemerkt haben, daß ich mit keinem Wort etwas über die Frage der Schuld an diesem Krieg gesagt habe. Der Titel heißt ja auch nicht: Warum hat Saddam diesen Krieg begonnen? Sondern: Warum hat Saddam diesen Krieg geführt?
Was nun die Frage der "Schuld" angeht, gibt es vermutlich kaum ein historisches Ereignis, über das in Deutschland so viele verzerrende Klischees im Umlauf sind. Schon zuvor hatte man Bush als den Bösewicht aller Bösewichter ausgemacht; um so heller strahlte ja der Stern des Friedenskanzlers Schröder. Jetzt wurde an der Legende vom "völkerrechtswidrigen Angriffskrieg" gestrickt, mit dem ein wildgewordener Cowboy ein wehrloses Land überzogen hätte. Fehlte nur noch der Zusatz "ein kleines, friedliches Land".
Daß es eine Resolution 1441 gegeben hatte, weiß ja kaum jemand, in der die UN Saddam serious consequences für den Fall androhten, daß er nicht vollständig mit den Sicherheitsinspektoren kooperiere. Das hatte er nicht getan, und die Konsequenzen waren also fällig. Nicht die der USA, sondern diejenigen der Weltgemeinschaft. "Serious consequences" bedeutet in der Sprache der Diplomatie Krieg.
Dieser Krieg wäre im Auftrag der UNO geführt worden. So wäre es auch gekommen, wenn der Sicherheitsrat - dh dessen Mehrheit - sich nicht plötzlich auf Betreiben der drei Partner der Achse Paris-Berlin-Moskau quergestellt und sich geweigert hätte, ausdrücklich festzustellen, daß Saddam in material breach der Resolution 1441 war.
Deutschland hat damals eine besonders unrühmliche Rolle gespielt und alle diplomatischen Anstrengungen unternommen, um andere nichtständige Mitglieder des Sicherheitsrats gegen die USA in Stellung zu bringen. Paris war freilich nicht weniger eifrig, der damalige Außenminister de Villepin reiste sogar höchstselbst in einige dieser Länder.
Das Ganze diente eindeutig nicht der Verhinderung der Invasion, denn jedem war natürlich klar, daß die USA die in Monaten aufmarschierten Truppen nicht einfach würden zurückziehen können.
Das Ziel von Putin, Schröder und Chirac war es allein, die USA formal ins Unrecht zu setzen, indem ihnen die erneute Resolution, mit der sie fest gerechnet hatten, verweigert wurde.
Es war eine der am besten gelungenen Propagandaktionen der neueren Geschichte. Am Ende saß nicht der barbarische Diktator Saddam auf der Anklagebank, sondern Präsident Bush, der den Irak von ihm befreite.
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