Zitat von Meister Petz... ich denke auch, dass das ein sehr schwieriges Feld ist, vor allem weil die Medienwissenschaften da sehr interessengeleitet sind. Ich habe mich ja eine Zeit lang in diesem Dunstkreis rumgetrieben (weshalb ich auch immer noch zu diesen Tagungen eingeladen werde *g*), und musste ein gewisses Paradox feststellen: Die meisten Medienwissenschaftler mögen keine Medien! Das ist total irre, weil ja in den allermeisten Fällen zur Wahl eines Forschungsobjekts auch eine gewisse Begeisterung seitens des Forschers ausschlaggebend ist.
Ja, das ist so ein seltsames Schmalspur-Studium, diese "Medienwissenschaft". Seit der Einführung der Master-Studiengänge wimmelt es ja nur so von solchen Studiengängen.
Man lernt da nix Rechtes - dh von diesem und jenem a bisserl was. Was man vor allem nicht lernt, das ist solides Handwerk, wie es den Studenten in den klassischen Studiengängen beigebracht wird - vom Präparierkurs und dem Statistikkurs über die Propädeutika der Historiker und Germanisten, die Sprachkurse der Philologen bis zu den Proseminaren, in denen sich die Philosophiestudenten durch einen Text von Aristoteles oder Descartes arbeiten.
Das fehlt nach meinen Erfahrungen den Studenten in diesen Schmalspur-Studiengängen. Die meisten können nichts und wissen wenig, haben aber von fast allem irgendwie sone Ahnung.
Und haben natürlich gerafft, daß man das alles ganz kritisch sehen, daß man es hinterfragen muß.
Zitat von Meister PetzGerade was die Beschäftigung mit dem Einfluss von Medien auf Kinder angeht, treibt das ganz absurde Blüten, und das Ziel des Wissenserwerbs tritt in den Hintergrund gegenüber dem Wunsch, die Kinder vor der gefühlten Bedrohung zu beschützen. Und es werden unsägliche Popanze konstruiert bezüglich der Gewalt in den Medien, während die frühere, nichtmediale Welt verklärt wird. Dabei wird vergessen, dass (jetzt medialisierte) Gewalt in Form von akzeptierten Raufereien auf den Schulhöfen früher ja nicht aus der Welt war.
Ja, das ist das Traurige, daß wie in der "Frauenforschung" das Ergebnis meist schon feststeht, bevor man überhaupt mit dem "Forschen" angefangen hat.
Was eben damit kontrastiert, daß die Sache empirisch sehr schwierig ist.
Experimentell kann man nur kurzfristige Effekte untersuchen - wie stark ist die im Test gemessene Aggressivität, nachdem jemand eine Stunde Killerspiel gespielt hat, im Vergleich mit einer Kontrollgruppe, die eine Stunde Fußball spielt? So in dieser Art.
Langfristig hat man in der Regel nur Korrelationsdaten, die munter (siehe meine gelegentlichen Diskussionen darüber mit Gorgasal) kausal interpretiert werden. Man findet als zB., daß Jugendliche, die häufig Killerspiele spielen, im Test höhere Aggressivitätswerte haben als der Durchschnitt. Das wird dann (man soll es nicht glauben, aber es ist so), ohne weitere Belege als Hinweise darauf gewertet, daß Killerspiele die Aggressivität erhöhen. Die naheliegende Möglichkeit, daß diese Jugendlichen Killerspiele lieben, weil sie - genetisch oder wie immer bedingt - eine hohe Aggresionsneigung haben, wird schlicht übersehen.
Denn nicht wahr, wir wissen doch, daß der Mensch ein Produkt seiner Umwelt ist.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.