Zitat von ZettelWird hier doch einmal wieder sichtbar, wie eine ehrwürdige, uralte Volkssitte, wenn man sie in die kulturlosen USA verpflanzt, nicht nur ihres eigentlichen Inhalts beraubt wird - wer denkt beim Wet T-Shirt Contest überhaupt noch an die Göttin Paparuda? -, sondern auch zur schamlosen Schaustellung herabsinkt.
Kulturvergleichende Untersuchungen zeigen dieses Phänomen immer wieder.
Werter Zettel,
ich muss Ihnen hier aufs Schärfste widersprechen. Ihre Interpretation dieser Brauchtümer als "schamlose Schaustellung" spricht allen Erkenntnissen der komparativen Religionskunde Hohn, die Legionen kümmerlich bezahlter Feldforscher in jahrelanger selbstaufopfernder Arbeit zusammengetragen haben.
Die Religiosität der Volksgruppen, die in den letzten Jahrhunderten in den Norden des amerikanischen Kontinents eingewandert sind, ist weithin bekannt [1], ebenso die reiche Diversität der zugewanderten Ethnien [2]. Wenig überraschend ist daher der Synkretismus [3], der in einem solchen Nährboden der kulturellen und religiösen Vielfalt reichhaltig gedeihen kann. Dass jedoch die mannigfaltigen Ausdrucksformen originärer Volksfrömmigkeit [4-8] - hierzu gehört selbstverständlich auch das gleichberechtigte Hinzutreten des Symbolhaften, des Zeichens zum platonisch-weltimmanenten Diskurs [9] -, die dem vergleichenden Anthropologen immer wieder die Vielfältigkeit menschlichen religiösen Erlebens vor Augen stellt, in keinster Weise als Ausdruck tiefen menschlichen Sehnens nach Transzendenz gewürdigt wird, zeigt nur einmal wieder, wie verengt, wie verarmt die akademische Forschung zur Seele außereuropäischer Kulturen ist.
Motiviert durch diese offensichtlich dringlich vermisste Lücke in unserem Wissen, werde ich demnächst einen Projektantrag bei der DFG einreichen: "Paparuda, Paparazzi und Popcorn - transkontinentale Rezeption religiöser Brauchtümer". Was tut man nicht alles für die Wissenschaft!
-- Ultramontan – dies Wort beschreibt vorzüglich die katholische Mentalität: mit einem kleinen Teil des Bewusstseins nicht Deutscher, nicht Zeitgenosse, nicht Erdenbürger zu sein. - Martin Mosebach, Spiegel 7/2009
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