Lieber PeterCoyote, ihr posting weitet das Thema zwar arg auf, aber ich werde versuchen, mich mal zu einzelnen Punkten zu äußern.
Zitat von PeterCoyote 2004 fragte das Institut noch einmal, ob sich die Bürger in der DDR unfrei und gefangen gefühlt hätten. Nur 34 Prozent sagten Ja. 1992 waren es 56 Prozent. „Gerade die junge Generation bewertet die DDR heute sogar noch positiver“, sagte der Zeithistoriker und Leiter des Forschungsverbunds SED-Staat der Freien Universität Berlin, Klaus Schroeder, der „Welt am Sonntag“. Die Verklärung der DDR habe einen Höhepunkt erreicht. „Die Aufarbeitung der DDR ist schlichtweg gescheitert.“
Da hat Klaus Schroeder recht. Die Verklärung hat einfach etwas damit zu tun, dass wir uns weit zurückliegende Ereignisse "schönfiltern". Das geht allen Menschen so.
In Antwort auf:Seine Idee von der DDR erschuf sich Kurze nicht aus Wissen, das im Schulunterricht vermittelt wurde. „Wir haben in der Schule nichts von der DDR gehört“, sagt er. Er habe sich selbst informiert, Freunde, Eltern und Großeltern gefragt.
Dass im Schulunterricht nicht ausreichend auf das totalitäre Regime und die Repressalien in der DDR eingegangen wird ist eine Schande, ja. Eltern waren zu DDR-Zeiten wahrscheinlich Jugendliche (schonmal Sonnenallee gesehen?) und Großeltern auf dem Höhepunkt ihres Arbeitslebens (sie hatten etwas erreicht, stellten etwas dar, standen mitten im Leben). Auch da dürfte das meiste Unangenehme weggefiltert worden sein. Ich bin mir sicher, dass sich einige meiner Mitbürger erschrecken würden, wenn sie eine Zeitmaschine zurückversetzen könnte.
In Antwort auf: Kommen wir zurück zu den Jugendlichen in den NB. Ich gehöre einer Generation an, die eben nicht die Eltern verteidigte, sondern offen angriff. Bei mir wird also keiner der Jugendlichen im Osten auch nur auf das geringste Verständnis treffen. Im Gegenteil fordere ich sie auf die Eltern zur Rechenschaft zu zwingen, was ihre Rolle während der SED Diktatur betrifft. Das ist eine Pflichtübung!
Hm, was ist wenn die Eltern sich dem ganzen Parteizirkus tapfer entzogen haben und ihrem Filius immer zeigten, dass seine Kritik auch ihre Kritik ist? Was, wenn der eigene Vater eine systemkritische Arbeit seines Sohnes (für die ihm das "Abzeichen des guten Wissens" verweigert, und er von seiner Russischlehrerin (später enttarnte IM) rund gemacht wurde) stolz in der Familie rumzeigte? Wenn dieser Vater heute "schöngefiltert" sagt, dass der Sozialismus an sich eine gute Idee sei, aber noch nie gut ausgeführt wurde? Da diese Zeilen ja eindeutig autobiographisch sind ... Für was soll ich meinen Vater zur Rechenschaft zwingen?
In Antwort auf:Ich versteige mich also sogar zu der Aussage, daß es in der Jugend der Ex-DDR DRINGEND einer 68er Bewegung braucht!
68-er Bewegung in welchem Sinne? Hier sind alle Strukturen so oft durcheinander gewürfelt worden, was soll da aufgebrochen werden? Meinen sie die Auseinandersetzung mit der DDR-Diktatur? Wie lange hat die "Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wiederhaben Fraktion" überlebt? Wie lange gabs noch die "Das hätte es unter Adolf nicht gegeben Fraktion"? Die alten Bilder werden aussterben, aber man wird sie nicht durch irgendeine "Bewegung" von heute auf morgen auslöschen können. Die Jugend der NB, wie sie sie so schön betiteln, ist schon längst unterwegs. Kaum jemand kann in seinem heimatlichen Flecken verbleiben ... die meisten Jugendfreunde verstreuen sich spätestens mit Studium/Ausbildung im gesamten deutschsprachigen Raum, eventuell auch weltweit. Was meinen sie, was die DDR-Vergangenheit der Eltern da noch für eine Klammer ist? Brauchtum eventuell.
Eine revolutionäre 68-er Bewegung ist hier jedenfalls so sinnvoll wie ein Kropf. Ein Geschichtsunterricht, der nicht nur um das "Tausendjährige Reich" kreist, sondern auch die Schrecken des linken Totalitarismus zeigt, wäre viel eher wünschenswert.
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.