Ein äusserst interessanter Artikel, lieber Zettel!
Der "linke Gutmensch", "Grünen-Wähler" und Weltverbesserer in der Tradition des Kleinbürgers. Ein Bild dass sich beim Lesen des Fadens mit all den genannten Beispielen nur bestätigt.
Für England gibt das Buch "Watching the English" eine Interpretation dieser und anderer Phänomene indem die Gesellschaft in Upper, Upper Middle, Middle-Middle, Lower Middle und Working Poor Klassen eingeteilt wird. Diese Klassen gibt es zwar nicht mehr offiziell, aber inoffiziell selbstredend schon. Die Autorin des Buches, eine Antropologin, betrachtet "The English" aus wissenschaftlicher Perspektive und findet eine Reihe Unterscheidungsmerkmale zwischen den Klassen.
Meiner eigenen Erfahrung nach ist einer der wesentlichen Unterschiede zwischen Upper/Upper Middle und Middle-Middle die Haltung zum Leben. Die Upper Class hat wenig materielle Existenzängste und ist von starkem Selbstbewusstsein geprägt.
Die Middle-Middle grenzt sich mit allen erdenklichen Mitteln nach unten ab und hat panische Angst nach unten abrutschen zu können. Dennoch fehlt die Coolness, die Abgeklärtheit welche die Uppers auszeichnet.
Ich vermute, der von Ihnen skizzierte Kleinbürger ist in der Middle-Middle zu verorten. Abgrenzung nach unten: (Rot)Wein statt Bier, Toskana statt Ballermann, Birkenstock statt Tennissocken, Abitur statt Auto-Tuning, Obama, FAZ und TAZ statt BILD und politischem Desinteresse, Selbstverständnlich ist man gegen Kernkraft, rettet die Umwelt, das Klima und überhaupt.
Es fehlt im Gegensatz zur Upper-Middle an echter Weltläufigkeit, Stil dem Stil halber und nicht dem Abgrenzen halber, Zuversicht immer wieder mit neuen Herausforderungen positiv fertig zu werden. Uppers können auch Verhaltensweisen der Lowers an den Tag legen, wenn diese praktisch sind (im UK v.a. was die Pflege des Autos angeht) denn die Abgrenzung nach unten ergibt sich aus anderen Dingen.
Trifft so ein Erklärungsmuster auch für die Akademischen Kleinbürger zu? ---- (Nachtrag: Der "Kleinbürger" scheint für seinen relativen Wohlstand Dinge verantwortlich zu machen, die ausserhalb seiner Möglichkeiten liegen. Die Kleinbürgerakademiker profitieren massiv von der Bildungsfinanzierung durch andere Leute, von den STellen im Öffentlichen Dienst, etc. pp. - Dies unterscheidet ihn vom "Working Poor" der sich mehr schlecht als recht durchs leben schlägt und von den Uppers, die der Meinung sind, immer auf hohem Niveau zurechtzukommen. Es unterscheidet den Kleinbürgerakademiker auch vom Handwerker (Bäcker meinetwegen) der von einer Leistung lebt (Brot backen) die immer nachgefragt wird.)
Die Kleinbürger sind damit die Mittelschicht, die Antwort freier Märkte auf die "Soziale Frage", aber eben auch mit den von Zettel genannten Begleiterscheinungen
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