In Antwort auf: Was mich an diesem Milieu stört, lieber Eltov, ist gerade ein Mangel an Wertorientierung, wenn es um das eigene Verhalten geht. Die angebliche Wertorientierung ist so heuchlerisch, wie es die des klassischen Kleinbürgertums auch war; Doppelmoral nannte man das damals. Mir hat zum Beispiel jemand aus diesem Milieu erzählt, wie man es schaffte, in Vietnam Urlaub zu machen (man kann es sich ja leisten), und wie nett doch eigentlich die Einheimischen bei all ihrer Armut waren. "Eingeborenen" hat er nicht gesagt, aber vermutlich gemeint. Herzlich, Zettel
Zunächst einmal erschließt sich mir ^das übermäßig Heuchlerische an geschilderten Geschichte kein Stück - vielleicht muss man die Person dazu kennen.
Och, die Leute sind sehr nett - ein Professor und eine Ärztin. Sie leben beide prächtig in dieser kapitalistischen Gesellschaft, kritisieren sie aber in Grund und Boden. Sie sind für strenge Umweltnormen bei den Autos, fahren aber zwei Wagen der Oberklasse und fliegen mindestens einmal im Jahr in eine abgelegene Weltgegend. Auf den Vietnam- Urlaub waren sie so stolz, weil es damals noch sehr schwer war, überhaupt nach Vietnam einzureisen. Das kommunistische System dort lobten sie in den höchsten Tönen. Ja, die Menschen seien arm, aber man müsse doch nicht reich sein, um ein glückliches Leben zu genießen.
Fanden diese beiden netten Menschen, die nun freilich ihr sehr hohes Einkommen genossen.
Zitat von EltovDas Problem mit der Doppelmoral tritt doch automatisch auf sobald man sich einem Wertesystem unterwirft, dass zwangsläufig mit den Erfordernissen des Alltags oder gar des Lebens überhaupt in Konflikt steht. (...) Genau so verzichten halt wenige Umweltfans die es sich leisten können auf Reisen. Sie spenden dann zum Ausgleich ein wenig für die Rettung des Regenwalds.
Ich habe deine Bemerkung zu den Katholiken weggelassen, weil sich dazu ja inzwischen eine gesonderte Diskussion entwickelt hat.
Eine vernünftige Moral, lieber Eltov, ist aus meiner Sicht eine solche, der man auch folgen kann. Eine Moral, die man, wie du meinst, "zwangsläufig" brechen muß, ist eine miserable Moral.
Sie ist nämlich gar nicht zur Anwendung gedacht, sondern zur Pflege des eigenen guten Gewissens. Und genau das ist es ja, was ich diesem Milieu vorwerfe: Man macht es sich gut, und dazu gehört eben auch, daß man ganz unverbindlich für das Gute ist.
Man ist - ein konkretes Beispiel - selbstverständlich gegen den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan, denn man ist ja überhaupt gegen "Blutvergießen". Daß ein Scheitern in Afghanistan bedeuten würde, daß die Taliban ihre Blutherrschaft wieder errichten, nimmt man einfach nicht zur Kennntis.
Oder man folkorisiert es: Man muß halt respektieren, daß Ehebrecher gesteinigt werden, das sind eben die Sitten einer anderen Kultur.
Und solange in den USA Menschen hingerichtet werden, haben wir schon gar nicht das Recht, uns da einzumischen, wird dann manchmal angefügt. Wird von denen angefügt, die sich in einer anderen Diskussion heftig einmischen und von den USA die Abschaffung der Todesstrafe verlangen.
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