Sicher sollte man als Westdeutscher vorsichtig sein, Ostdeutschen ihre Verstrickungen in das DDR-Regime vorzuhalten ohne zuvor sein Einfühlungsvermögen eingeschaltet und sich gefragt zu haben, wie man selbst an der Stelle gehandelt hätte. (Heuchelei ist es allerdings nur, wenn man selbst sich in jenem System oder in vergleichbaren etwas zu schulden hat kommen lassen.)
Genauso wie man als Achtundsechziger hätte in punkto Nazivorwürfe hätte vorsichtig sein sollen.
Allerdings gilt dies definitiv nicht für Frau Merkel sondern eben auch für andere, die eben nicht heute in der CDU und Bundeskanzler sind. Auch wenn sie heute in der SPD, bei den Grünen oder gar bei der Linkspartei sind, gilt dergleichen.
Dennoch darf man auch nicht verwischen, was jemand in der DDR getan hat. Darf man bei einem gewissen ostdeutschen Politiker (dessen Namen ich auch Ihnen, Zettel, bekannten Gründen ich nicht nenne) nicht darüber schweigen, was er vor seinem Aufstieg zur Poltitprominenz Ende 1989 getan, so darf man es auch nicht bei der Kanzlerin.
Und es ist eben nunmal nicht wahr, daß sie einfach geschwiegen und sich weggeduckt hat. Sie war - und das ist wohl unbestritten, FDJ-Propagandafunktionärin. Natürlich ist das weit weniger schlimm als Stasi-Spitzel zu sein oder gar ein politisches Führungsamt in der Diktatur innezuhaben. Aber eine opositionell war diese Funktion auch nicht gerade. Beim Demokratischen Aufbruch ist sie erst 1989 gelandet.
Mich persönlich interessiert diese Funktion in der Jugendorganisation der SED aber noch weniger als daß Kanzler Kiesinger im Propagandaministerium gearbeitet hat - was mich interessiert ist schon eher, ob DDR-Residuen in ihrem Denken hängen geblieben sind. Sowas sah man ja gerade bei wackeren Bürgerrechtlern wie den Pfarrern Eppelmann und Führer, daß sie zwar gegen die SED aufstanden aber dennoch innerlich voll von SED-Ideologie waren (bei Führer zeigt sich das gerade in den letzten Jahren).
Und so ich das derzeitige Handeln Oskar Lafontaines ablehne, muß seiner Charakterisierung hier eindeutig widersprochen werden. Lafontaine hat damals in der Bundesrepublik Deutschland Verantwortung übernommen, als OB, als Ministerpräsident, als Kanzlerkandidat und später, nach der Wiedervereinigung, als Parteichef und Minister. Dabei hat er nicht alles richtig gemacht und man muß sicherlich nicht mit jeder seiner Positionen übereinstimmen - dafür leben wir ja in einem freien Land. (Das Bild zu benutzen ist allerdings seltsam, denn ebensolche Bilder gibt es auch von Schmidt, Kohl, Strauss und anderen.) Aber so zu tun, als sei er schon damals ein Maulwurf oder Vorposten der SED gewesen - insbesondere wenn man gleichzeitig Frau Merkel verteidigt. Herr Lafontaine mag damals nicht fest genug gegen den Kommunismus gestanden haben, aber das damalige Fräulein Kasner kämpfte eine Weile für ihn.
Das beide Physiker sind, ist ein interessanter Zufall.
Gruß, str1977
Faschismus und Antifaschismus sind nicht dasselbe, genausowenig wie Libanon und Antilibanon. Aber beide sind aus Stein gemacht.
Liberalismus ist die Ideologie, die, wenn etwas zu verderben droht, nicht nur nichts unternimmt, sondern auch anderen von Gegenmaßnahmen abrät, um anschließend das verfaulte Resultat zum Ideal zu erklären.
The business of Progressives is to go on making mistakes. The business of the Conservatives is to prevent the mistakes from being corrected. (G.K. Chesterton)
Bitte beachten Sie diese Forumsregeln: Beiträge, die persönliche Angriffe gegen andere Poster, Unhöflichkeiten oder vulgäre Ausdrücke enthalten, sind nicht erlaubt; ebensowenig Beiträge mit rassistischem, fremdenfeindlichem oder obszönem Inhalt und Äußerungen gegen den demokratischen Rechtsstaat sowie Beiträge, die gegen gesetzliche Bestimmungen verstoßen. Hierzu gehört auch das Verbot von Vollzitaten, wie es durch die aktuelle Rechtsprechung festgelegt ist. Erlaubt ist lediglich das Zitieren weniger Sätze oder kurzer Absätze aus einem durch Copyright geschützten Dokument; und dies nur dann, wenn diese Zitate in einen argumentativen Kontext eingebunden sind. Bilder und Texte dürfen nur hochgeladen werden, wenn sie copyrightfrei sind oder das Copyright bei dem Mitglied liegt, das sie hochlädt. Bitte geben Sie das bei dem hochgeladenen Bild oder Text an. Links können zu einzelnen Artikeln, Abbildungen oder Beiträgen gesetzt werden, aber nicht zur Homepage von Foren, Zeitschriften usw. Bei einem Verstoß wird der betreffende Beitrag gelöscht oder redigiert. Bei einem massiven oder bei wiederholtem Verstoß endet die Mitgliedschaft. Eigene Beiträge dürfen nachträglich in Bezug auf Tippfehler oder stilistisch überarbeitet, aber nicht in ihrer Substanz verändert oder gelöscht werden. Nachträgliche Zusätze, die über derartige orthographische oder stilistische Korrekturen hinausgehen, müssen durch "Edit", "Nachtrag" o.ä. gekennzeichnet werden. Ferner gehört das Einverständnis mit der hier dargelegten Datenschutzerklärung zu den Forumsregeln.