Zitat von MichelM.E. gibt es ein Recht auf Sezession damit sind Separatisten immer unterdrückt. Das rechtfertigt natürlich nicht, anderen die Sezession aufzuzwingen oder Gewalt gegen Zivilisten auszuüben, zwingt aber dazu in den meisten Konflikten eine andere Position als die Regierung einzunehmen.
Mir scheint das, lieber Michel, eine jener Fragen zu sein, auf die jede einfache Antwort falsch ist.
Bis zur Entstehung der Nationalstaaten im 19. Jahrhundert wäre niemand auf die Idee gekommen, daß es in einem Staat nicht verschiedene Nationalitäten geben sollte. Staaten wurden durch Dynastien zusammengehalten; und was zu einem Staat gehörte, ergab sich daraus, was diese an Gebieten erworben hatten. Also die Habsburger Österreich ebenso wie Spanien, die Preußen Schlesien ebenso wie Kleve, das Zarenreich Polen ebenso wie den Kausasus usw. usw.
Das Problem der "Minderheit" ist überhaupt erst mit dem Nationalstaat entstanden. Auch im Fall Kurdistan: Die Kurden waren schlicht Untertanen des Osmanischen Reichs - ebenso wie die Araber in der Provinz Basra, die Türken in Instanbul, die Griechen und die Albaner. Wenn Kara Ben Nemsi mit seinem Halef von Nordafrika über Ägypten, den Irak und Anatolien und die Schluchten des Balkan bis ins Land der Skipetaren zog, dann bewegte er sich von einer Minderheit zur nächsten im Osmanischen Reich.
Seit es Nationalstaaten gibt, stellt sich für sie das Problem des Umgangs mit nationalen Minderheiten. Vor allem aber stellt sich diese Problem in ehemaligen Kolonien, die zu Nationalstaaten wurden, und in den klassischen Vielvölkerstaaten wie China und Indien, die jetzt auch eine Art Nationalstaaten sind.
Würde jede Nationalität ihre Selbständigkeit erhalten, dann würden die meisten Staaten Afrikas ebenso zerfallen wie Indien, wie China, wie Rußland. Man mag das wünschen oder auch nicht; jedenfalls hätte die UNO dann ein paar hundert Mitglieder mehr.
In Europa werden Minderheiten im Allgemeinen fair behandelt.
Die Ausnahmen habe ich schon in einem anderen Beitrag genannt: die Deutschen in Polen und der CSSR nach dem Zweiten Weltkrieg; die Südtiroler in der Nachkriegszeit. Es gibt wohl noch andere Beispiele - die Siebenbürger Sachsen, vielleicht andere Minderheiten in kommunistischen Ländern. Ich kenne mich da leider nicht gut aus.
Was es in Europa an separatistischen Bewegungen gibt, das scheint mir nicht daraus zu resultieren, daß Bevölkerungen unfair behandelt werden, sondern daß Extremisten ihre nationalistischen Ideen verwirklichen möchten: Baskische, korsische, irische, sardische usw.
Ich sehe nicht, daß in irgendeiner dieser Regionen die Separatisten eine Mehrheit der Bevölkerung hinter sich hätten. Aber selbst, wenn - angenommen, diese Regionen gewinnen staatliche Selbstandigkeit, was ist dann mit denjenigen, die die Sezession nicht wollten? Jetzt sind sie die Minderheit, die wieder zur Knarre greifen und eine Sezession aus der Sezession fordern könnten.
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