In Antwort auf:Zitat Califax: Schwer zu sagen, worum es geht. Momentan geht es wohl nur darum, sich nicht unterkriegen zu lassen. Aber Mussawi ist regimetreu, das darf man nicht vergessen. Derzeit ist es immer noch ein Machtkampf innerhalb des Systems. Das kann sich durch die Unruhen zur regimefeindlichen Revolution entwickeln, muß aber nicht. Kommt auch drauf an, ob es den obersten Mullahs gelingt, dem Volk gegenüber das Gesicht zu wahren. Sie sind der ideologische Grundpfeiler des Regimes. Bisher ziehen AN, Basij und Hisbollah den ganzen Haß auf sich.
Lieber Califax, wir haben da vermutlich eine ähnliche Sicht. Weil:
Die Anhänger Khomeinis hatten Erfolg bei der vollkommen verarmten, verzweifelten und von ihren Traditionen getrennten Bevölkerung. Die 1963 vom Schah durchgeführte Landreform machte es großen Teilen der Landbevölkerung unmöglich, sinnvoll mit den gegebenen Umständen zu wirtschaften. Das jahrhundertealte bewährte System der Bewässerung im Iran – Ghanat – war in der Vereinzelung nicht mehr durchführbar. So das die Massen in die Großstädte wie Teheran strömten, wo soziale Ghettos entstanden.
Da das jetzige Regime keine wirksamen Mittel für die Probleme im Land weiß, wurde die Hisbollah immer stärker, nicht zuletzt weil Präsident Ahmadinedschad und seine Anhänger an die physische Wiederkunft des 12. Imams, auch Mehdi genannt, glauben, der eine 20 Millionen Mann umfassende Armee „braucht“, die Hisbollah. (siehe auch Shahram Rafizadeh auf „http://www.roozonline.com“)
Armut, Arbeitslosigkeit, Menschenrechtsverletzungen, exzessiver Drogenkonsum, diese Probleme können nur durch die Wiederkunft des 12. Imam (Mahdi) gelöst werden. Als Umstände seiner Wiederkunft werden Ungerechtigkeit, Blutvergießen, Lärm und Geschrei genannt.
Da aber Märtyrertum und Opferbereitschaft für Gott und ein Leben nach dem Tod die Mitglieder der Fundamentalisten direkt ins Paradies führen, erscheint es den Anhängern leicht, das Leben auf der Erde aufzugeben, wenn man dafür Gottes Willen erfüllt. Früher war es Ayatollah Khomeini, heute Ayatollah Mesbah Yazdi, der spirituelle Mentor von Präsident Ahmadinedschad, die dieser Mahdi-Idiologie verfallen sind. Was wahrscheinlich auch zur Folge hat, das der Einsatz einer Atombombe nicht wirklich ein Schreckgespenst wäre.
Bei geschätzten 50 % Analphabeten der Bevölkerung scheint der Glaubenswahn um die Wiederkehr des Madi fundamental eingetrichtert worden zu sein.
Diese Ideologie muss unantastbar gemacht werden. Dazu ist es unter anderem notwendig, die Anhänger der Sufis zum Schweigen zu bringen.
Wieso sind die Sufis nun gerade gefährlich für das Regime? Rund 37 Prozent der Iraner können per TV Satellitenschüssel Sendungen aus dem Ausland empfangen. Hier gibt es 2 Kanäle mit Sendungen, die von Dr. Mostafa Azmayesh (http://www.erfan-gonabadi.com / http://www.icc-simoerg.com), einem prominenten Sufi im Ausland, produziert werden.
In seinen Sendungen widerlegt er regelmäßig abergläubische Praktiken und nachweislich falsche Zitate aus dem Koran, die von den ultra-fundamentalistischen Hardlinern für ihre Zwecke instrumentalisiert werden. Er setzt sich gegen Aberglauben, Fanatismus und blinden Gehorsam ein. Regelmäßig spricht er vor seinem Publikum über Hintergründe des politischen, religiösen und kulturellen Geschehens im Iran und zeigt eine friedliche, freiheitliche und moderate Interpretation des Koran und des Islam auf. Wodurch die Sufis starken Zulauf bekommen haben.
Der Unterschied in der Interpretation macht's: Die Mehdi-These besagt, dass ein Mensch aus Fleisch und Blut als Ergebnis einer Häufung von Menschheitskrisen erscheint, um die Menschheit als Ganze von aller Pein zu erlösen.
Sufis hingegen betrachten die Wiederkunft des Mehdi als eine Möglichkeit, durch Selbstdisziplin und spiritueller Schulung, in Freiheit und Selbstverantwortung einen inneren Zustand zu erreichen, den sie als ganzheitliches Erleben von Harmonie und Schöpferkraft bezeichnen. Viele junge Iraner finden das besser, sie haben die Hetzerei und Intoleranz einer gewaltbereiten Mullahkaste satt. Viele spenden ihren religiösen Obolus lieber den Sufis als den Fundamentalisten.
So hat Ayatollah Fazel Lankarani 2006 eine Fatwa gegen alle Sufi Gruppierungen erlassen. Er gilt als einer der anerkanntesten Rechtsgelehrten in der schiitischen Glaubenswelt.
Fatwa: Der Erteiler eines solchen Rechtsgutachtens ist der Mufti, der nach seinem besten theologischen Wissen nach den Richtlinien seiner Rechtsschule, der er angehört, die Frage beantwortet. Meist geschieht dies, indem er ein Verbot für die beabsichtigte Handlung ausspricht oder aber deren Unbedenklichkeit erklärt und damit die Erlaubnis dazu erteilt. Es gibt keine vorgeschriebene Ausbildung für einen Mufti noch hat er in der Regel ein offizielles Amt inne. Der Mufti muß aber muslimischen Glaubens und ein Mann von gutem Ruf sein, sowie Kenntnisse des islamischen Rechts besitzen, um das vorgetragene Problem abwägen zu können. (http://www.islaminstitut.de/Artikelanzei...4ead3669.0.html)
Andere gewichtige Ayatollahs wie Nouri Hammedani, ideologisches Oberhaupt der Basiji, unterstützen die Fatwa und rufen zur Denunzierung von Sufis auf.
Mit dem Erlass (Fatwa) von Ayatollah Lankarani, der die Sufis als nicht-religiös und nicht-islamisch bezeichnet, waren die Sufis „vogelfrei“ und haben von den Mullahs die volle Härte der iranischen Gesetze zu erwarten.
Gefährlich für das Regime im Iran sind nicht die Sanktionen aus dem Ausland, sondern die größte Gefahr zielt in den Kern der Ideologie, in ihre Schwachstelle, die im Zeitalter allumfassender Medien Aufklärung erfährt und allmählich aufzuweichen droht.
Die Mullahs wissen, das der gesamte Islam in Frage gestellt werden wird, wenn sie nicht den fundamentalen Status im Iran aufrecht erhalten können und der jetzige Iran zerfällt. Die Mullahs kämpfen ihren "Heiligen Krieg".
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