In Antwort auf: Sie haben ja scharf kritisiert, daß ich ein so subjektives Urteil wie "beschämend" gebraucht habe. Wie würden Sie, lieber Omni, da eine Formulierung wie "weinerliches Jammern" bewerten?
Stimmt, das "weinerlich" hätte ich weglassen sollen.
In Antwort auf: Die Frage, ob man das hätte verhindern können, erscheint mir da dringend geboten. Wie hätte sich die Demokratiebewegung entwickelt, wenn der amerikanische Präsident vom ersten Tag an gesagt hätte: Wir stehen hinter euch. Wir verabscheuen dieses Regime wie ihr. Wir können euch nicht militärisch helfen, aber wir werden euch, wenn ihr siegreich seid, jede Unterstützung geben, zu der eine Weltmacht in der Lage ist.
Wieso muss diese Frage aber auf eine Schuldfrage Obamas hinauslaufen? Obama hat keine Sicherheitskräfte angewiesen, unbewaffnete Demonstranten zusammenzuschlagen. Diese Schuldzuweisung hat rethorisch etwas von einer Umkehrung der Kausalität. Der Beobachter Obama wird plötzlich zum Quasi-Täter erklärt, weil suggeriert wird, dass es wahrscheinlicher wäre, dass sein rein rethorisches Eingreifen etwas verändert hätte. Und dann gehen Sie ja noch einen Schritt weiter und unterstellen nicht nur, dass seine Unterlassung relevant war für den Verlauf eines Konfliktes, in dem Millionen Individiuen beteiligt sind und dessen Ausgang von einer riesigen Menge an Bedingungen abhängt. Nein, sie unterstellen auch noch, dass Obama selber sich der monokausalen Wirkung seiner Äußerungen bewusst gewesen sei und dass er gezielt deshalb nichts gesagt habe, um dadurch die Proteste scheitern zu lassen.
Ich schlag eine Alternative vor: Weder Obama ist schuld noch irgendjemand anderes, der nicht selber Demonstranten angegriffen oder selbiges angeordnet hat. Die Mullahs haben die Opposition zusammenknüppeln lassen so wie es Regierungen in kleinerem Stil jeden Tag an vielen Orten auf der Welt tun. Die Welt schaut dem Morden in Darfur seit Jahren zu, ohne dass darüber diskutiert wird, ob es möglicherweise einen Zusammenhang zwischen dem Morden und der Rethorik führender Politiker gibt. Wieso kann man Geschichte eigentlich nichtmal als vielfach chaotischen Prozess betrachten, wo man schlicht keine Schuldigen für bestimmte Verläufe ausmachen kann?
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