In Antwort auf: Ich habe den Artikel jetzt noch nicht wieder gelesen, werde es aber tun. Inwiefern meinst du, daß Parnas Recht hat, wo doch SDI heute im Begriff ist, realisiert zu werden?
Nein, Nein und nochmals Nein. Man kann nach beinahe 30(sic!) Jahren mit erschreckend geringer Zuverlässigkeit unter unrealistisch günstigen Bedingungen einzelne Raketen abfangen.
Sagen wir, gut zwanzig Jahre. Konkrete Form nahm SDI 1987 mit dem Vorliegen der Strategic Defense System Phase I Architecture an; siehe Wikipedia. Als Parnas 1985 seinen Text schrieb, der 1986 im Kursbuch erschien, war man ja erst dabei, überhaupt Wissenschaftler für das Projekt zu rekrutieren.
Aber das nur nebenbei. Parnas behauptet, daß ein solches System nicht realisierbar sei, weil es nicht zuverlässig programmierbar sei. Dabei kommt er auf allerlei zu sprechen - wie Programmierer überhaupt verfahren, daß man das System nicht komplett testen könne, was aber nötig sei, um Bugs zu beseitigen usw.
Ich kann das im einzelnen nicht beurteilen; vielleicht können diejenigen hier im Forum, die vom Programmieren mehr verstehen als ich, dazu etwas sagen.
Jedenfalls scheint mir aber als Laien folgendes der Fall zu sein: Wenn man eine anfliegende Rakete abschießen kann, dann kann man auch viele abschießen. Es ist eine Frage des Geldes, ob man das will, aber ich sehe keine unüberwindbare Hürde. Zum zweiten scheint mir, daß man mit Simulationen solche Systeme inzwischen auch testen kann, ohne daß der Ernstfall eingetreten sein muß. Aber wie gesagt - ich bin auf Kommentare gespannt und will mich mangels Kompetenz da nicht einmischen.
Zitat von EltovDu hast seine Argumente völlig falsch in Erinnerung
You couldn't be more correct. Denn der Artikel, an den ich mich erinnert hatte, war gar nicht der von Parnas gewesen.
Als ich das Kursbuch letzte Nacht in meiner Bibliothek gefunden hatte und sah, daß da tatsächlich ein Artikel von einem Parnas drin war, dachte ich natürlich, das sei der Gesuchte.
Inzwischen habe ich mir das Kursbuch genauer angesehen: Der Artikel, an den ich mich erinnert hatte (und den ich vielleicht a bisserl mit dem von Parnas konfundiert hatte) stammt von dem deutschen Informatiker Bernd Mahr und steht im selben Heft direkt vor dem von Parnas. Naja, es ist immerhin 23 Jahre her, daß ich das gelesen habe.
Mahr bringt das Argument mit den Ressourcen. Er nahm an, daß für SDI eine Rechengeschwindigkeit von einem Terahertz benötigt werde und erwartete diese Leistung für frühestens 2020. Bis dahin sei das System also gar nicht realisierbar.
Bei Mahr steht auch das, was ich über Programmzeilen in Erinnerung hatte. Er schätzte für das SDI-Programm 10 bis 100 Millionen Programmzeilen. Die beste Fehlerrate liege bei etwas unter einem Fehler pro 1000 Programmzeilen. Das wären bei SDI selbst unter der extremen Annahme einer Fehlerrate von 0,3 immer noch 3.000 bis 30.000 Fehler.
Auch hier kann ich nicht beurteilen, wie das heute ist, nehme aber an, daß man mit der automatischen Prüfung von Programmen seither weiter gekommen ist.
Natürlich, lieber Eltov, wird auch SDI oder - wie es jetzt heißt - Ground Based Midcourse Defense - niemals fehlerfrei arbeiten. Aber die Frage scheint mir zu sein, ob das für eine Abschreckung erforderlich ist. Denn dazu dient das Ganze ja.
Man wird sicher nicht alle amerikanischen Städte verteidigen können. Aber wenn man zB alle Raketenbasen verteidigen kann, die für den Zweitschlag benötigt werden, dann wäre die Abschreckung so groß, daß jeder Angriff auf die USA der reine Selbstmord wäre.
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