Zitat von Florian
Was China betrifft, mag es schon sein, dass man dort weniger militärische Erfahrung hat als die USA. Aber das ist nur eine Frage der Zeit. Und im übrigen kann man mit ausreichender ökonomischer Basis da auch viel ausgleichen. Beispiel: Im 2. Weltkrieg war auf operativ-taktischer Ebene die Wehrmacht fast bis Kriegsende allen Gegnern spürbar überlegen. Auch und gerade den Amerikanern, die damals überhaupt keine Erfahrung mit der Führung großer Verbände hatten. Im Italienfeldzug wurde das z.B. sehr deutlich: Es dauerte extrem lange, bis die Amerikaner sich dort gegen die Deutschen durchsetzen konnten. Aber dennoch war mit dem Kriegseintritt der USA das Schicksal Deutschlands besiegelt - dafür waren die ökonomischen Indizes einfach zu deutlich. Das ganze war dann nur noch eine Frage des richtigen Einsatzes überlegener Macht. Entsprechend ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Chinesen ihr wachsendes ökonomisches Potenzial im Wortsinne ummünzen in militärische Macht. Mag schon sein, dass auch noch in 30 Jahren die USA absolut gesehen mächtiger sind als China. Aber die Marge wird so klein geworden sein, dass die USA eine Konfrontation kaum mehr werden riskieren wollen.
Wie ich bereits sagte, es reicht nicht aus, moderne Waffen anzuhäufen, lieber Florian. Man muß sie auch richtig einsetzen können und dazu braucht man Erfahrung, viel Erfahrung. Und die sammelt man nicht an der Kriegsschule oder auf dem Truppenübungsplatz, sondern nur im scharfen Einsatz. Da haben die USA den Chinesen 70 Jahre voraus. Das holen die so schnell nicht ein.
Es ist hier nicht der Ort und nicht das Thema, auf die Kriegführung der USA im WK2 einzugehen. Das wäre ein unendliches Feld, und ich weiß nicht, wie Zettel sich zu solchen Spezialfragen stellt. Der Italienfeldzug beispielsweise ist ein schlechtes Beispiel für Ihre These, denn er ist eher ein Lehrbeispiel für strategisches und operatives Versagen der alliierten Führung, die sich den Stiefel hinaufkämpfte, statt ihre Überlegenheit in der Luft und zur See durch eine Landung am oberen Ende des Stiefels in einen strategischen Vorteil zu münzen.
Als die Amis im Juni 1944 erstmalig in großem Stil und auf dem ihrer Ansicht nach wichtigsten Kriegsschauplatz auftauchten, da war die Wehrmacht schon ausgeblutet. Operativ spielte sich da deutscherseits nichts mehr ab, dazu fehlte es an Treibstoff, an Fahrzeugen, an Munition, an allem. Überlegenheit bestand allein auf taktischer Ebene, also im Gefecht; da spiegelte sich eine gewisse Zeit lang noch die deutsche Erfahrung seit 1939 wieder. Spätestens im Herbst 1944 war das aber auch vorbei.
Im übrigen nützt das ökonomische Potential (definitiv ein eminent wichtiger Faktor!) aber allein wenig, man muß es auch adäquat umsetzen können. Den USA zB hätte ihr Potential nichts genutzt, wenn nicht mit England ein Brückenkopf als Aufmarschgebiet direkt vor dem Kontinent gelegen hätte? Über den Atlantik hätten auch die USA keine Invasion starten können. Was hätte der UdSSR ihr ökonomisches Potential genutzt, wenn D den Feldzug ehrlich als antikolonialistischen und antikommunistischen Befreiungskampf geführt und das nicht nur vorgeschoben hätte?
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