Wir liegen im Kern nicht weit auseinander, daher - und um uns nicht zu verzetteln - nur kurz dies:
Zitat von R.A.
Preußen hat es kurz versucht (in Afrika und der Karibik), war aber im 17. Jahrhundert noch zu schwach dafür und später wollte es in der Tat nicht mehr. Das Deutsche Reich war eine Weltmacht und wollte es auch sein. Man kann an einem Beispiel gut sehen, welche Länder im Zeitalter des Imperialismus als Weltmächte angesehen wurden (d.h. von den anderen Mächten als solche anerkannt wurden): Das waren die acht Mächte, die 1900 gemeinsam gegen China Krieg führten.
Die in Afrika & Amerika für sehr kurze Zeit unter dem Großen Kurfürsten bestehenden Handelsniederlassungen machen es nicht zur Weltmacht, noch nicht einmal zur Kolonialmacht. Dazu fehlten alle Voraussetzungen. Eine Weltmacht definiert sich nicht nach Größe und Zahl von Kolonien.
Auch das DR war nie eine Weltmacht, der Wille (falls der jemals bestand, was ich bestreite)dazu genügt nicht. Ein paar unsystematisch zusammengeraffte Kolonien machen keine Weltmacht, auch die deutsche Flotte nicht.
Der Hinweis auf den Boxeraufstand geht fehl. Japan war nur deshalb dabei, weil es eine lokale Macht auf dem Weg zur Großmacht und in China präsent war. Das galt auch für die USA, die erst auf dem Weg zur Weltmacht waren. Das Land der Sachertorte war nie eine Weltmacht, allenfalls eine europäische Großmacht. Und Italien, muß ich dazu wirklich etwas schreiben? Opernarien ja, aber Weltmacht? 
Ein Macht, die nicht über die ökonomischen, militärischen Mittel verfügt und nicht über den Willen, sie global einzusetzen, kann kaum als Weltmacht verstanden werden. Diese Idee, oder besser die Überzeugung, die die staatstragende Schicht in einen politischen Willen umsetzt, das Land müsse überall in der Welt seinen Einfluß geltend machen und Handel treiben können, ggf. Herrschaft ausüben können, ist wohl schwer zu beschreiben.
Als Bild: Ich kann mir jederzeit und an jedem Ort der Welt einen britischen Kaufmann, Offizier, Konsularbeamten oder eine Postdampferagentur vorstellen. Diese Leute waren da - und auf dem Wasser- zu Hause. Bei Italienern, Sowjetbürgern, Österreichern usw. kann ich mir das nicht.
Es reicht auch nicht, wenn überall Kaufleute etcpp zu finden sind, wie bei den Deutschen. Denn im Ernstfall haben sie - die Japaner und Franzosen auch nicht - sich ua deshalb nicht durchsetzen können, weil gegenüber den echten WELTmächten das notwendige politische Bewußtstein dafür fehlte, das eine Weltmacht aus mehr besteht als aus Handelshäusern und Kriegschiffen. Den Franzosen fehlte der letzte Wille im Kampf um Indien, Kanda und ihr Reich in Nordamerika, ebenso den Spaniern. Sie verstanden sich - Kolonialreich hin oder her - als europäische Macht mit Anhang, nicht als global player. Das gilt auch für Spanien.
Die Definition der Historiker greift nach meinem Dafürhalten viel zu kurz.
Zitat von R.A.
Richtig - aber das ist natürlich eine "geschickte" zeitliche Einschränkung. Erst gegen die Mongolen und dann gegen die Europäer hatte China in der Neuzeit eine Schwächephase, die Imperialismus nicht zuließ. Vorher gab es sehr wohl solche Ambitionen, aber da fehlten noch die Mittel der modernen Seenavigation. Auf jeden Fall läßt sich aus der Geschichte nicht schließen, daß China heute kein Interesse an Weltpolitik hätte - wir sind uns aber einig, daß man seine Möglichkeiten nicht überschätzen sollte. Zitat:
Zwischen den Mongoleneinfällen und dem Eingreifen der Europäer lagen ein paar Jahrhunderte... Und vor den Mongolen gab es auch schon ein chin. Reich. Meines Wissens fehlte es auch nicht an der Seenavagation, denn chin. Flottenverbände waren sehr wohl im Ind. Ozen und im Pazifik unterwegs, nur bestand keinerlei Interesse an Kolonien und Seestützpunkten.
Es ist sicher richtig, daß die heutige chin. Führung ein aktive Weltpolitik treiben könnte, ohne Rücksicht auf die chin. Geschichte. Aber es ist eher unwahrscheinlich, daß sie imperiale Formen annimmt.
[quote="R.A."] Zitat:Meines Erachtens hat es in moderner Zeit nur zwei Weltmächte gegeben: Das Britische Empire und die USA.
Natürlich kann man "Weltmacht" so definieren, daß nur diese beiden Länder übrig bleiben. Das ist aber unüblich und ich halte das auch für wenig sinnvoll. Dann wäre "Weltmacht" nur noch ein Synonym für "stärkste Macht".
Nein, essentiell ist mE. einmal die Seeherrschaft, also die Fähigkeit, mit maritimen und amphibischen Mitteln seinen politischen Willen überall geltend machen zu können, indem man die See als Autobahn benutzt, zum zweiten die Luftherrschaft, also die Fähigkeit, sehr schnell, flexibel und mit großer militärischer Wucht dem Gegner sehr empfindliche Schläge versetzen zu können, drittens den Willen, dies zur Wahrung eigener Interessen auch zu tun, viertens der Beweis, dies auch schon mal mit allen Konsequenzen getan zu haben, und fünftens - jedenfalls heute - muß das Land eine gewisse geographische, bevölkerungsmäßige und industrielle Basis haben, die ausreichend stark ist, um ein globales Engagement zu tragen.
Bei den meisten Ihrer "Weltmächte" fehlt mindestens eines der Kriterien. Übrig bleiben mE die USA und das Empire.
Und natürlich der Vatikan!! 
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