Lieber Zettel
Ja, wörtlich die Frage beantwortet gehört _manchmal_ Mut dazu das Gute zu tun. Und ich will den Einsatz und den glücklichen Erfolg Herrn Schuringas nicht schmälern. Es geht mir um Mut.
Ich glaube in gefährlichen Situationen, die schnelles Eingreifen fordern, ist kein Mut vorhanden. Und auch keine Hemmnisse. Es muß aber das Wissen vorhanden sein, was zu tun ist. Dann kann man schnell handeln, viel schneller, als wenn noch Mut aktiviert würde. Mut ist glaube ich eine Funktion, die ein wenig Berechnung braucht, deswegen geht es mit Mut auch langsamer.
In Wie kommt das Gute in die Welt wird beschrieben, wie ein Mann, Herr Autrey, einen Fremden unter Einsatz seines Lebens vor einer einfahrenden U-Bahn rettet. Auf der letzten Seite des Zeitartikels steht: Hätte sich Autrey bewusst entschieden, den Gestürzten vom Gleis zu retten, wäre er sicher nicht rechtzeitig vor dem Zug zur Stelle gewesen. Während nämlich die evolutionär alten Schaltungen in unserem Gehirn rasch Emotionen und Handlungen auslösen, arbeitet das Denken viel langsamer. So wie ein bedrohtes Tier instinktiv flieht, ließ vermutlich ein automatisches Programm Autrey zu Hilfe eilen.
Ich glaube, daß beherzter, schneller Einsatz in Gefahrensituation möglich ist, wenn die Vorraussetzungen im Menschen da sind - er ist altruistisch, wie der U-Bahn Retter, oder gefahrenbewußt (und natürlich möglicherweise auch altruistisch) wie Herr Schuringa. Und er ist nicht gehemmt. Die Hemmung kann die archaische, schnelle Aktion stören, die sonst automatisch ausgeführt würde. Weiterhin glaube ich eine Grundvorstellung, wie man der Gefahr begegnen kann, muß da sein. Sie muß nicht richtig sein, Menschen schütten oft Wasser auf Brände, die nicht mit Wasser gelöscht werden können, doch sie muß sofort abrufbar sein. Die Idee, daß man zwischen den Rädern eines Zuges liegen kann, muß vorhanden sein. Das Wissen, daß es Leute gibt, die Flugzeuge, in denen sie selbst sitzen, abstürzen lassen wollen, muß vorhanden sein.
Mut, so wie ich ihn erfahre, ist eine bewußte Entscheidung. Wenn ich mutig bin, merkt das meist keiner. Ich wurde aber schon öfter für mutig gehalten, wenn ich nur zornig war, oder wußte, daß keine Gefahr bestand.
Herr Schuringa hat etwas Großartiges getan. Er ist ein Held. Er hat jedes Lob verdient und auch alle Auszeichnungen, die er bekommen wird. Er ist vielleicht oft in seinem Leben mutig. Ich kann mir aber nicht vorstellen, daß er es da in dem Flugzeug war.
Liebe Grüße
Kaa Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus Autor im Netz bekannt
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