Ein Null-Jahrzehnt war es für Deutschland vielleicht wirklich, international dagegen sehr bedeutende Jahre:
- Am stärksten geprägt wurde das Jahrzehnt wohl vom 11.09.2001, das Jahr in dem der internationale Terrorismus von einem Randthema zum politischen Thema Nummer 1 aufrückte. In der Folge bekamen wir Sicherheitsgesetze, die wir seit 30 Jahren nicht mehr gesehen haben, Bürgerrechte wurden eingestampft, Kriege geführt und der grosse, schwelende Konflikt unserer Zeit wurde ein wenig ans Tageslicht geführt. Die Nuller waren das Jahrzehnt das zeigte, das das vermeintliche Ende der Geschichte, das viele im Zusammenbruch des Kommunismus sehen wollten, wohl doch reichlich verfrüht war und eine neue internationale Ordnung etablierte.
- Teil dieser Ordnung war auch der weitere kometenhafte Chinas, dass in diesem einen Jahrzehnt seine Wirtschaftskraft mehr als verdoppelte, etwas das selbst das deutsche Wirtschaftswunder relativiert hat. Man kann zwar zu recht konstatieren, dass dieser Aufstieg bereits in den neunziger Jahren, vielleicht sogar in den achtziger Jahren begann, dennoch meine ich, dass erst mit der jetzt entstandenen Machtfülle China sich mehr und mehr anschickt die USA in ihrer Führungsrolle der Welt ernsthaft zu bedrohen.
Für Deutschland war das Jahrzehnt allerdings tatsächlich eine grosse Null-Nummer:
Zunächst regiert von einer öko-sozialdemokratischen Regierung, die nicht nur die drängenden Probleme des Landes ignorierte, sondern auch noch jede Menge neue Probleme dazu bastelte, von Gleichstellungsgesetzen bis zu einer absurden Vergewaltigung der Energiepreise. Dummerweise wurde diese Regierung dann abgelöst von einer rein sozialdemokratischen Regierung, die ebenso die alten Probleme ignorierte, aber nicht einmal die Kraft fand, die vorher neu geschaffenen Mißstände aufzugreifen. Sie zementierte den vorher gemachten Unsinn und ordnete alles dem geliebten Prinzip Machterhalt unter, der Begriff bleiernde Jahre, einst eingeführt um die Regierung Kohl zu diskreditieren, wurde zum oberstern Politikprinzip. (Wie man daraus eine Bewunderung im Ausland konstatieren will, ist mir vollkommen schleierhaft)
Es war ein Jahrzehnt ohne politische Identifikation, sogar ein Jahrzehnt in dem politische Identifikationsfiguren reihenweise ausfielen. Beispielsweise Schröder, als seine Käuflichkeit offensichtlich wurde oder Merkel, deren Reformkursehrlichkeit sich mit der widerwärtigen Entsorgung von Professor Kirchhof offen zeigte. Als Folge bildete sich in Deutschland ein politischer Bodensatz der vom wiedererstarkenden Kommunismus geprägt ist, die Nuller waren ebenso das Jahrzehnt in dem die Folterknechte von einst wieder salonfähig wurden. Die politische Landschaft hat sich gerade gegen Ende des Jahrzehntes massiv verändert, mit Ausschwankungen Richtung links wie auch Ausschwankungen Richtung weiterer Politikverdrossenheit.
In der Tat ist es schwierig etwas gemeinsam prägendes für Deutschland für dieses Jahrzehnt zu finden, vor allem deshalb weil nichts einzelnes, derart bedeutendes passiert ist. Die größte Reform des Jahrzehntes war Schröders Agenda, und von der ist inzwischen nicht mehr viel über. In Ermangelung weiter Dinge ist es entsprechend schwer eine solche Begriffsklammer zu finden. Vielleicht ist Nuller gar nicht mal schlecht, zumindest im politischen ist das eine sehr gute Zusammenfassung der zehn Jahre.
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