Zitat von Hajo
Zitat von Zettel Ich habe es ja nicht idealisiert, lieber Hajo. Ganz sicher hat sich Adenauer nicht von Emotionen leiten lassen; wohl aber von Überzeugungen. Er war ein überzeugter Demokrat und ein überzeugter Anhänger einer Westintegration der Bundesrepublik. Diese konnte er nur erreichen, wenn er international Vertrauen in die deutsche Demokratie schuf. Und dafür war die Politik gegenüber Israel von ausschlaggebender Bedeutung.
Was sind schon Überzeugungen in der Politik? Ich halte das für ein romantisches Ideal, das mit der Realität, so wie ich sie verstehe, wenig gemein hat. Adenauer hätte mit Sicherheit die Mittel, die auf dem Weg des Luxembourger-Abkommens aus der Volkswirtschaft geflossen sind, lieber für einen sozialpopulistischen Unfug verwendet.
Da sind wir fundamental verschiedener Auffassung, lieber Hajo; und wahrscheinlich werden wir einander nicht überzeugen (!) können. 
Je länger ich mich mit Geschichte befaßt habe, umso mehr ist mir deutlich geworden, daß die großen Staatsmänner diejenigen waren, die aus Überzeugung handelten - Friedrich II, Bismarck, Adenauer, Helmut Schmidt, um nur einige aus der deutschen Geschichte zu nennen. Churchill, de Gaulle, Thatcher, Reagan, George W. Bush, um einige aus anderen Ländern zu nennen.
Die Machiavellisten, die Trickser und Täuscher wie Richard M. Nixon, François Mitterand, Gerhard Schröder, Joschka Fischer werden dagegen keinen rühmlichen Platz in den Geschichtsbüchern finden.
Zitat von Hajo
Zitat von Zettel Ich glaube nicht, daß dies die ganze Komplexität einer erfolgreichen Außenpolitik wiedergibt. Belastbare Bündnisse kann man nur auf der Grundlage gemeinsamer Grundüberzeugungen schließen. Natürlich können sich auch andere Staaten einmal aus Kalkül zusammentun, wie Hitler mit Stalin.
Was ich auch nicht behauptet habe. Es erscheint mir aber geradezu notwendig, daß Interessen die Grundlage der Außenpolitik bilden. Werte, Freundschaft, eine historische Verantwortung gar bestenfalls ein netter Luxus sind.
Dieselbe Antwort wie oben. Belastbare Bündnisse beruhen auf gemeinsamen Werten; vom Attischen Bund bis zur Nato.
Zitat von Hajo
Zitat von Zettel Israel wird niemals einen Angriffskrieg führen. In einer Demokratie ist das gar nicht möglich; ich habe dazu Kants "Zum ewigen Frieden" zitiert. Sich mit Teheran zu verbünden wäre rein aus der Perspektive deutscher Interessen unverantwortlich, denn man muß damit rechnen, jederzeit übers Ohr gehauen zu werden.
Ich glaube auch Demokratien haben eine Vergangenheit im Bereich der Angriffskriege. Als jüngstes Beispiel fiele mir etwa der Einmarsch im Irak und in Afghanistan ein, aber eigentlich ist diese Frage im Moment nebensächlich.
Die Invasion Afghanistans war ein Verteidigungskrieg; der erste der Nato.
Die Invasion des Irak basierte - man vergißt das gern, vor allem in Deutschland - auf der Uno-Resolution 1441. Als die USA (zusammen mit zahlreichen Verbündeten, auch das wird oft vergessen) die Vorbereitungen für die Invasion begannen, konnten sie davon ausgehen, daß der Sicherheitsrat noch einmal formal bestätigen würde, daß der Fall, den 1441 mit "serious consequences" bedrohte, eingetreten war. Das wurde durch Frankreich und Deutschland hintertrieben, denen sich dann Rußland hinzugesellte. Der Ausgangspunkt war Schröders Wortbruch gegenüber Bush. Chirac erkannte die Chance, Deutschland an Frankreich zu binden, und schwenkte im Januar 2003 auf Schröders Kurs ein. Zuvor hatte Frankreich der Invasion keineswegs ablehnend gegenübergestanden.
Herzlich, Zettel
|