|
Herr
Beiträge: 406
|
25.02.2010 10:02 |
|
|
Zitat von Zettel Wenn so jemand schuldig wird, dann löst das, so scheint es mir, starke affektive Reaktionen aus, und zwar entgegengesetzte: Für die einen ist es nur eine weitere Prüfung, ein weiteres Stück auf dem Leidensweg. Für die anderen ist es so etwas wie eine Demaskierung.
Das ist es für mich.
Ich habe es ja in meiner ersten Reaktion in diesem Thread angedeutet, dass mir ein Gefühl der Häme auch nicht ganz fern war. Inzwischen bin ich ziemlich weit davon weg. Ich sperre mich gegen diese Zuordnungen. Für mich ist es weder Prüfung noch Demaskierung.
Hat Käßmann sich "zu einer Ikone stilisiert"? Sie hat sich bewusst in den Blickpunkt öffentlicher Wahrnehmung gerückt. Sie hat sich als moralische Instanz gegeben. Sie wollte authentisch sein und vorbildlich. Das alles sind Elemente pastoraler Profession. – Sie hat am Ende gezeigt, wie man Verantwortung übernimmt, wenn man an seinen eigenen Ansprüchen scheitert.
Ich kann mir vorstellen, dass das bei ihren Kritikern Unwillen auslöst, weil es ihr gelungen ist, auch aus ihrem Versagen noch moralisches Kapital zu schlagen. – Aber was hätte sie denn tun sollen?
In dem verlinkten Artikel klingt Kritik an der einsamen, autonomen Entscheidung zum Rücktritt an. Warum? Ich fand die Stellungnahme des Rates, die sie zum Verbleiben im Amt aufgefordert hatte für nicht hilfreich, und es war stark, dass sie sich davon nicht hat irritieren lassen.
Herzliche Grüße! Herr
|