Zitat von R.A. Natürlich ist die FDP in den Umfragen noch lange nicht wieder auf ihrem Höchststand. Aber ohne das konsequente Gegenhalten Westerwelles würde sie immer noch ganz unten hocken und zum Gespött werden.
Was wäre gewesen, wenn? Haben Sie, lieber R.A., nicht oft in anderen Diskussionen zu historischen Themen darauf hingewiesen, daß man darüber allenfalls spekulieren kann?
Ich habe - wir wissen das ja - ein etwas anderes Bild als Sie.
Ich bin wie Döring der Meinung, daß die FDP das Potential hat, zu einer dritten, wenn auch kleineren Volkspartei neben der Union und der SPD zu werden; so, wie das die Liberalen in anderen Ländern sind (in Frankreich zum Beispiel lange Zeit die UDF, die allerdings 2007 in zwei Teile zerbrach; in der Schweiz die FDP.Die Liberalen mit einem Stimmenanteil um 18 Prozent).
Das kann sie aber nur durch Sacharbeit erreichen, die breite Anerkennung findet. Daran hapert es bei den momentanen Ministern; und das ist meines Erachtens zusammen mit dem Dauerstreit mit der Union, der - zu Recht oder zu Unrecht - der FDP attribuiert wird, der Grund für den Rückgang der Zustimmung.
Das mag kurzfristig durch eine Mobilisierungskampagne wie jetzt die von Westerwelle aufgefangen werden; mittelfristig wird diese Kampagne nach meiner Überzeugung verheerende Folgen haben. Von einem Außenminister-Bonus wird Westerwelle nur noch träumen können. Übrigens frage ich mich auch, wie es eigentlich international gesehen wird, wenn ein frischgebackener Außenminister sich derart vehement am innenpolitischen Streit beteiligt. An Statur als Diplomat dürfte er dadurch nicht gewinnen.
Zitat von R.A. wir doch mal an, die aktuelle Infratest-Umfrage wäre dann auch das Wahlergebnis. Dann würde sich die FDP am Wahlabend von letztens 6% auf 10% steigern - das ist fast eine Verdoppelung. Das wäre ein Riesenerfolg, den könnte die Journaille auch nicht durch Verweis auf das noch bessere Bundestagswahl-Ergebnis kaputt reden.
Forsa gibt der FDP in einer einen Tag zuvor veröffentlichten Umfrage für NRW allerdings gegenwärtig nur 6 Prozent. Ach so, ich hatte vergessen, Forsa ... 
Zitat von R.A. Gleichzeitig würde allerdings die schwarz-gelbe Regierung ihre Mehrheit verlieren. Das wäre natürlich nicht gut. Aber es wäre völlig klar, daß diese Niederlage einzig alleine der CDU anzulasten ist. Ein deutliches Signal für den Bund, daß die Anti-FDP-Kampagne der CDU der FDP nicht schadet, wohl aber massiv der CDU. Und natürlich den gemeinsamen Erfolg kaputt macht.
Ich kann das, lieber R.A., nicht so einseitig sehen. Ein Erfolg der FDP bei einem gleichzeitigen Verlust der christlich-liberalen Regierungsmehrheit wäre aus meiner Sicht eine Katastrophe für NRW; vor allem dann, wenn man Ende eine Ampel rechnerisch möglich wäre und die FDP sich darauf einlassen würde. Dann noch lieber Rotgrün mit den Kommunisten auf die eine oder andere Weise dabei; dann herrschen wenigstens klare Verhältnisse.
Zitat von R.A. Eine solche Lektion für die CDU könnte wichtiger sein als die Bundesratsmehrheit.
Da sind wir halt verschiedener Meinung. Die jetzige Dauerkrise der Regierung ist keineswegs der Union allein anzulasten; sie hat wie auch die FDP das primäre Interesse, gemeinsam gute Regierungsarbeit zu machen.
Man hat gemeinsam vieles verbockt; aus Profilierungssucht auf beiden (oder genauer auf allen drei) Seiten. Die CSU hatte ihr schlechtestes Wahlergebnis seit Jahrzehnten, die CDU ihr zweitschlechtestes seit 1949. Die FDP andererseits glaubte, mit ihrem ausgezeichneten Ergebnis im Rücken jetzt die Regierungpolitik maßgeblich bestimmen zu können. Da war der Konflikt angelegt; und es fehlte auf allen Seiten die Einsicht, daß er allen nur schaden kann.
Wenn sich diese Einsicht nicht einstellt, dann wird man eben gemeinsam untergehen; und zwar zu Recht. Zu einem Paartherapeuten können ja Parteien leider nicht gehen. 
Herzlich, Zettel
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