Zitat von Zettel Das Extremste, was es meines Wissens in Deutschland gegeben hat, war das offene Auftreten einer Gruppe von Pädophilen auf einem der ersten Parteitage der "Grünen". Sie nannten sich Indianer oder so ähnlich und hatten auch einige ihrer Lieblinge dabei. Ihre Forderung war natürlich die "Entkriminalisierung" der Pädophilie. So sehr ich für Freiheit bin, lieber Hajo - in diesem Bereich hilft meines Erachtens nur das principiis obsta. Nulltoleranz.
Tja, da hab ich zu der Zeit meine Schwester, ich weiß gar nicht mehr ob nur besucht, um sie rauszuholen oder ob sie mitgekommen ist. Kurz danach, glaube ich. Mein Vater war auch auf der Versammlung gewesen, (ein Parteitag kann das nicht gewesen sein) und hatte dann auch von den Stadtindianern erzählt. Und dann war meine Schwester weg. Und plötzlich wußte ich, ich wußte es einfach, wo sie war. Mein Onkel ist dann mit mir hingefahren. Ich war ungefär 16, 17 noch nicht volljährig, und sie ist 5 Jahre jünger. Es war WG Atmosphäre. Auch etwas ... geheimnisvoll. Ich wußte vorher nicht, ob die mich reinlassen werden. Diesen Guru von denen, ich glaube Ulrich hieß der. Ja, der ist heute gut 60, könnte hinkommen. Auf jeden Fall, ich konnte es damals nicht erklären und auch noch Jahrzehnte lang nicht, wenn ich auf solche Leute traf. Der hatte die Wahrheit gepachtet. Die Leute hab ich ja gefressen. Da hatte ich schon immer eine automatisch fallende Sicherheitswand bei denen. Egal, ob links, oder missionarisch oder sonstwie weltretterisch. Ich konnte nicht gegen ihn argumentieren, immerhin war meine Schwester freiwillig da. Hatte sie gesucht. Ich konnte sie besuchen. Sie konnte gehen. Wir haben das alles nicht so dramatisch gesehen. Von innen ist es nie dramatisch. Ich muß sie mal fragen, ob sie mir böse war. Sie war auf jeden Fall ziemlich verblüfft gewesen, mich zu sehen. Und dann meinen Onkel. Ja, sie ist mitgekommen, mußte sie ja dann. Mit 12, 13 ist sie abgehauen? Komisch, was man alles vergißt. Und nun ist sie Oma. Und ich Großtante. Juhuu!
Die hatten die Wahrheit gepachtet, aber weil diese Wahrheit gegen die starke Front der elterlichen und gesellschaftlichen Wahrheit stand, gegen die wir uns, vergeblich, so empfanden wir es, auflehnten, sahen wir das nur als Kräfteausgleich. Bewußt nahmen wir auch nur die Argumente war. Irgendwie erinnere ich mich, daß der Ulrich gesagt hat, Kinder hätten auch ne eigene Sexualität und die dürfe nicht unterdrückt werden. Es gibt in Bezug auf eigene Sexualität (und Benimm der Eltern) nichts Konservativeres als Heranwachsende, was ich damals war. Ich fand nicht, daß er recht hatte. Aber Argumente hatte ich keine. Er muß ja dann so 25 gewesen sein, mir argumentatorisch weit überlegen. Das merkte ich nicht. Ich hielt es (mein argumentatorisches Versagen) für meine Schuld. Ich habe mich lange mit dem Thema rumgeschlagen. Weil ich das Gefühl hatte, das stimmt nicht, und keine Begründung dafür. Im Zuge der Frauenbewegung wurde mir das Prinzip dann klar und kurz danach kam ja die Tatsache daß sexueller Mißbrauch bei uns in Deutschland nicht nur in grausigen Einzelfällen vorkommt aus dem Tabu ins öffentliche Bewußtsein. Es wäre so, wie wenn wir heute erfahren würden, daß pro Woche in Deutschland so 10 bis 20 Menschen verspeist würden. Wir hätten es nur nicht gewußt. (So wie tatsächlich pro Woche ungefär 15 Personenschäden auf den Bahngeleisen geschehen, 80% glaube ich davon Selbstmorde, wußte ich auch nicht). Nur ein bißchen schlimmer für die deutsch Psyche, mit dem Mißbrauch, vor allem für Unschuldige. Wie kann man sowas nicht wissen, wir wollten nicht schon wieder weggesehen haben. Ich natürlich nicht, ich war noch nicht im schuldfähigen Alter.
Ja, auf jeden Fall, daß dieser Ulrich erst heutzutage verfolgt wird , wundert mich. Ich habe damals schon erwartet, gleich die Polizei dort zu sehen. Und jahrelang habe ich gedacht, daß die bald zugemacht werden würden. Daß es die heute noch gibt. Ja, da war auch ein Junge, jünger als meine Schwester. Ja, der und der Ulrich waren sehr schmusig zueinander. Der sah ziemlich kaputt aus, ich dachte mir, der braucht jetzt viel körperliche Nähe und Zuwendung. Aber ich konnte nicht bewußt sehen, daß die Nähe nicht als Heilung wirken kann, wenn der Geber kein Schenker sondern ein Käufer ist. So ein mieser Hund. Der Junge hätte alle Hilfe verdient. Ich weiß noch, daß er mir seeehr leid tat, er sah voll unglücklich aus.
[Edit] PS: Nur zur Klarstellung, ich hatte jahrzehntelang nichts gegen die Rettung der Welt einzuwenden - nur gegen die fraglose Gewissheit, daß die Methode stimmt.
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus Autor im Netz bekannt
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