Darf ich die katholische Sicht noch ein wenig ausführen, soweit es Meister Petz nicht schon getan hat?
Zitat von Martin So weit ich weiß, dürfen gebeichtete Informationen von Priester zu Priester weitergegeben werden, also auch an den Bischof und den Papst, die ja allesamt dem Beichtgeheimnis verpflichtet sind.
Nein. Nein. Nein.
Zitat von Codex Iuris Canonici can. 983 §1. Das Beichtgeheimnis ist unverletzlich, dem Beichtvater ist es daher streng verboten, den Pönitenten durch Worte oder auf irgendeine andere Weise und aus irgendeinem Grund irgendwie zu verraten.
can. 984 §1. Ein Gebrauch des aus der Beichte gewonnenen Wissens, der für den Pönitenten belastend wäre, ist dem Beichtvater streng verboten, auch wenn jede Gefahr, daß etwas bekannt werden könnte, ausgeschlossen ist.
"Natürlich" könnte man einem Kinderschänder als Voraussetzung für die Absolution in der Beichte auferlegen, dass er sich der Polizei stellt. Problem: das höhlt das Beichtgeheimnis aus, auch wenn der Beichtvater nichts verlautbart. Mit der gleichen Begründung könnte man auch einem Dieb auferlegen, sich zu stellen. Oder einem jeden Sünder, seine Verfehlungen auf youtube zu veröffentlichen. Insofern ist das keine Lösung, oder zumindest keine einwandfreie.
Allerdings ist echte und tätige Reue eine Voraussetzung für die Absolution, und natürlich kann man darüber diskutieren, inwieweit das eine Selbstanzeige beinhaltet.
Noch ein wenig Hintergrund nebst Diskussion: http://www.ncregister.com/blog/should_ab...ort_themselves/ http://www.jimmyakin.org/2010/03/suppose...-a-priest-.html
Und das Beichtgeheimnis nimmt die Kirche sehr, sehr ernst. Mit gutem Grund. Nichts, was gebeichtet wird, darf verraten werden, nicht an den Bischof, nicht an den Heiligen Vater, nicht an die Polizei. An gar niemanden.
Zitat von Martin Nebenbei: Die NGO Greenpeace hat sich meines Wissens in nationalen Zellen organisiert um auch Verfehlungen lokalisiert zu halten. Vielleicht sollte die katholische Kirche ein Beispiel daran nehmen.
Örr... nein. Gerade die irische Kirche ist bekannt dafür, Rom nicht übermäßig ernst zu nehmen. Und gerade hinsichtlich Kindesmissbrauch gibt es seit Jahren klare Anweisungen des Vatikans, wie vorzugehen ist (die Untersuchung landet sehr schnell in Rom und wird den lokalen Bischöfen aus der Hand genommen). Siehe hierzu: http://marymagdalen.blogspot.com/2010/03...s-bootcamp.html
Überdies ist mir nicht ganz klar, wie man Kindesmissbrauch "lokalisieren" kann, indem man die Kirche "lokalisiert". Weil dann Priester nicht einfach so das Land wechseln können? Das tun sie heutzutage auch schon nicht.
-- La sabiduría se reduce a no olvidar jamás, ni la nada que es el hombre, ni la belleza que nace a veces en sus manos. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
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