@ Zettel:
Hier noch eine Steigerung der Folter, falls es Sie interessiert:
Das schlimmste, was einem passieren kann, ist in der U-Haft verschubt zu werden. War bei mir so.
Um das mal zu erklären: Nehmen wir an, es besteht ein Haftbefehl aus Stuttgart, und Sie reisen am Hamburger Flughafen aus dem Ausland ein. Keine Chance, dass Sie ihren Flug nach Stuttgart antreten können. Sie werden in Hamburg verhaftet, und sitzen erst mal da eine Woche lang rum. Dann fängt der Schub an... heisst auf deutsch: Sie fahren im Gefängnisbus zum nächsten Knast, bleiben da 3-4 Tage, bis der nächste Bus zum nächsten Gefängnis fährt.
Ich habe für den Weg von Berlin nach München in 4 Haftanstalten gewohnt, der Transport hat 3 Wochen gedauert. Ein Mann, den ich in Berlin kennengelernt habe, wurde nach Stuttgart verschubt, und zwar in 5 Wochen und 7 Haftanstalten.
...und jetzt kommt das beste: Man kann nichts dagegen tun. Nen Anwalt nimmt man sich optimalerweise in der Stadt, in der das Ermittlungsverfahren läuft. Der kann einen dann aber nicht besuchen. Fazit: Habe nach 3 Wochen Haft zum ersten mal mit meinem Anwalt gesprochen.
Und: Es gibt noch ein paar Ärgernisse, z.B. dass man auf Schub nicht einkaufen kann. In Haftanstalten gibt es entweder 1mal pro Woche oder 2mal im Monat eine Einkaufsmöglichkeit, auch für U-Häftlinge (sofern sie Geld haben). Man kann dann nötige Dinge wie Tabak, Kaffee oder Körperflegeprodukte zu Tankstellenpreisen einkaufen. Das Problem ist: Ein Gefängnis ist eine Behörde, in der alles schriftlich mit Fristablauf beantragt werden muss. Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn Sie verschubt werden, sind Sie in keiner Haftanstalt länger als eine Woche, können keinen Einkaufsantrag mehr abgeben und nichts kaufen.
Wenn Sie Glück haben (wie in meinem Fall), teilen Sie sich die Zelle mit Leuten, die längere Haftstrafen absitzen und für eine Gerichtsverhandlung verschubt wurden; die haben dann meist ihren ganzen 'Hausrat' dabei und wissen i.d.R., dass es den U-Häftlingen auf Schub schlecht geht, teilen deshalb ihre wertvollsten Ressourcen wie Kaffee, Tee oder Tabak gerne.
Grüße, F.Alfonzo
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