Zitat von Martin Würde man die jetzige Situation auf den Fall des IEC-Achsenbruchs vor zwei? Jahren übertragen, dann hätte man deutschlandweit den IEC-Verkehr so lange einstellen müssen, bis eine klare Analyse der Schwachstelle vorgelegen hätte. Man wusste ja nicht gleich, ob ein isolierter Fehlermodus vorlag, oder ob es ein systematisches Problem gab, das sich jederzeit wiederholen könnte.
Und bei schweren Unfällen geht in der Regel die Routine weiter, während im Hintergrund nach den Ursachen geforscht wird (deshalb die Black Box). Dies ist eine völlig andere Art mit Nichtwissen umzugehen, die nicht unbedingt zum plakativen 'Sicherheit zuerst' passt.
Solche Überlegungen gehen mir, lieber Martin, auch durch den Kopf. Wieviele zusätzliche Unfälle passieren auf den Straßen bei einem plötzlichen Wintereinbruch? Wieviele Todesopfer nimmt man in Kauf, indem man nicht sofort den gesamten Straßenverkehr stilllegt?
Sprüche wie "Sicherheit hat absolute Priorität" sind leeres Gerede. Wer der Sicherheit absolute Priorität einräumt, der sollte am besten seine Tage im Bett verbringen; und dann kann ihn eine Thrombose ereilen, also noch nicht mal das ist sicher. 
Nach dem, was ich bisher weiß, ist in dem ganzen bisherigen Ablauf keine ordentliche Risikoanalyse durchgeführt worden. Die Kosten einer Sperrung scheinen überhaupt nicht in die Entscheidungsfindung eingeflossen zu sein. Die Wahrscheinlichkeit eines Unglücks ohne Sperrung war offenbar unbekannt; man wußte nur, daß sie von null verschieden ist.
Wie es dazu kommen konnte, das wird hoffentlich aufgeklärt werden.
Soweit ich es bisher verstehe, scheint dieser seltsame Entscheidungsprozeß teils an dem zu liegen, was Brill analysiert hat (der Volcanic ash contingency plan EUR region enthält nur Vorschriften für den Fall, daß eine ash cloud vorhanden ist; aber das Londoner Rechenmodell liefert nur Projektionen zur Ausbreitung der contamination).
Weiterhin scheint mir das Horror-Szenario eines einzigen Flugs das Handeln bestimmt zu haben, der Vorfall in Indonesien 1982. Wie der Wikipedia-Artikel zeigt, flog das Flugzeug damals in eine so dichte Aschewolke, daß man kaum noch etwas sehen konnte. Dennoch fielen die Triebwerke nur vorübergehend aus; nach Verlassen der Aschenwolke im Gleitflug konnten alle vier wieder gestartet werden.
Bisher ist kein einziger Mensch in einem Flugzeug durch Vulkanasche zu Schaden gekommen. Anders, als zum Beispiel durch Vogelschwärme. Aber dieses Horrorbild von einem Flugzeug, bei dem in einer schwarzen Wolke plötzlich alle vier Triebwerke ausfallen, scheint die Phantasie sehr zu beflügeln.
Herzlich, Zettel
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