Zitat von Rayson Andererseits:
Zitat von Özkan Wir brauchen an unseren Gerichten dringend mehr Richter mit Migrationshintergrund. Damit die Betroffen auch sehen, hier entscheidet nicht eine fremde Autorität, sondern wir gehören da auch zu.
Quelle: Mopo Deutsche "ohne Migrationshintergrund" sind offensichtlich Fremde für diese "Betroffenen" (und müssen es anscheinend auch bleiben). Nichts gegen mehr Richter mit Migrationshintergrund, wenn es denn genug Kandidaten dafür gibt, aber diese Begründung lässt einiges vermissen, was man von einer Ministerin eigentlich erwarten können müsste
Ich sehe das, lieber Rayson, nicht so kritisch.
Zum einen, weil Frau Özkan auf mich auch in diesem Interview wieder einen vernünftigen Eindruck macht und es mir scheint, daß nicht nur sie selbst assimiliert ist, sondern daß sie auch die Assimilation anderer Nachkommen von Einwanderern als Ziel hat. Sie ist zB dafür, mehr türkischstämmige Kinder in Kitas zu schicken. Und zur Frage eines EU-Beitritts der Türkei sagt sie etwas, das mir sehr gefallen hat:
Zitat von Interview Özkan: Ach, wissen Sie. Der EU-Beitritt wird in der deutschen Integrationsdebatte einfach überstrapaziert. Beitritt oder Nicht-Beitritt, das hat mit den Problemen der türkischstämmigen Menschen, die hier leben, nur sehr wenig zu tun.
Morgenpost Online: In der Türkei ist der Beitrittswunsch sehr intensiv .
Özkan: Aber wir machen Politik für die Menschen, die hier leben.
Morgenpost Online: Angela Merkel hat sich bei diesem Thema sehr klar positioniert. Haben Sie mit ihr schon über das Thema gesprochen?
Özkan: Nein. Sie ist die Kanzlerin, sie muss zu diesem Thema Stellung nehmen. Aber es ist müßig darüber auf kommunaler oder Länderebene zu debattieren. Das bringt die Menschen kein Stück weiter.
So hat sich meines Wissens noch nie ein türkischstämmiger deutscher Politiker geäußert. So äußert sich jemand, der sich als Deutscher versteht und möchte, daß das auch andere Nachkommen von Einwanderern tun.
Zweitens kann ich auch an der der von dir zitierten Aussag nichts Beanstandenswertes finden. Sie stellt ja die Situation aus der Sicht vieler Einwanderer und ihrer Nachkommen da. Und da dürfte es in der Tat so sein, daß sie deutsche Gerichte als eine "fremde Autorität" empfinden, weil es eben unter den Richtern kaum Menschen aus ihrer Gruppe gibt.
Ich bin seit langem der Auffassung, daß wir mehr Nachkommen von Einwanderern im Staatsapparat brauchen - nicht nur in der Justiz, sondern vor allem auch bei der Polizei, auch in der allgemeinen Verwaltung, bei den Lehrern.
Natürlich nicht in Form einer Quotierung (unter einer Volksfrontregierung käme die vermutlich), sondern in Form von Anreizen an diese Personengruppe, sich entsprechend zu qualifizieren und dann auch diese Karriere im Staatsdienst anzustreben.
Deutschland ist ihr Staat, nicht die Türkei. Dieses Bewußtsein kann man niemandem aufzwingen; man muß dazu beitragen, Bedingungen zu schaffen, unter denen es entsteht.
Herzlich, Zettel
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