Lieber Herr Zettel
Herr Westerwelle setzt der Staatsgläubigkeit eine Bürgergläubigkeit entgegen. Mehr nicht und das ist zuwenig. Obendrei glaube ich nicht so ganz an die Staatsgläubigkeit, denn die geht bei zu vielen einher mit dem Gegängelt werden. Die Menschen, die gängeln sind im wesentlichen im staatlichen Institutionen, aber keine Institution ist so ganz von der Gängelung frei. Die gegängelt werden, sind nicht nur die Bekümmerten, sondern auch die Mitarbeiter staatlichen Institutionen. So groß ist der Masochismus nicht, dass die ihre Gängelung geniessen.
Ich habe die Eindruck, der Herr Wetterwelle weiss nicht so richtig, wie sich die staatlich gegängelte Gesellschaft zu einer Gesellschaft freier Menschen wandelt.
Den Eindruck habe ich bei Ihnen übrigens auch.
Anscheinend existiert allen Ernstes die Meinung, sie entsteht durch die Methode Zauberstab. Il Supremo Westerwelle, der Spitzenkandidat seiner Partei für die Rolle des Harry Potters in der deutschen Politik, wünscht sich Rückzug des Staates durch den Einfluß staatlicher Politiker, eben denen der FDP, und schwupp die wupp zieht sich der Staat zurück und die Gemeinschaft der Bürger blüht auf und gedeiht.
Wie naiv muß man eigentlich sein, um das zu glauben.
Der Staat zieht sich nur dann zurück, wenn seine Dienstleistungen durch bessere Dienstleistungen der Institutionen der sich selbst organisierenden Bürger überflüssig werden.
Ein vorher bestehende Zustand, der der staatlichen gängelnden Gesellschaft, wird nur dann durch die Gesellschaft freier Menschen verdrängt, wenn jetzt Keime dieser Gesellschaft entstehen, erst regional, dann deutschlandweit, die Bedürfnisse durch ihre Dienstleistungen einfach besser befriedigen als die staatlichen Institutionen. JETZT, in diesen Wochen, in diesen Monaten, in diesen Jahren, und nicht erst dann wenn die alleinseligemachende FDP die Schalterhoheit in der Steuerwarte erlangt.
Das setzt allerdings voraus, daß der Bürger nicht nur einem Beruf ausübt und ein Privatleben hat, sondern sich auch an solchen von Bürgern gegründeten Institutionen beteiligt, die solche Dienstleistungen anbieten. Nicht durch Geldspenden, die eher dem Ablass ähneln, sondern durch Zeitspenden. Diese Keime existieren ja schon, wenn auch meistens nur regional. Man muß sich nicht einmal selber Gedanken machen, es reicht, sich wachsenden Keimen anzuschließen, damit diese sich teilen und deutschlandweit ausbreiten können.
Menschen verändern Menschen
Libero Man sollte vorsichtig sein in der Wahl seiner Feinde: Früher oder später wird man ihnen ähnlich.
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