Zitat von Zettel
Zitat von lois jane Ja, inzwischen hat der Machiavellismus sich seine Welt geschaffen. Doch auch heute gibt es noch Menschen, sogar Politiker, denen es nicht nur um die Macht geht. Frau Merkel leider kennt nur dieses eine Ziel.
Der Begriff des Machiavellismus, liebe Lois Jane, wird in der Tat meist pejorativ verwendet. Aber damit tut man Machiavelli Unrecht.
Ja, ich habe Il Principe gelesen.
Und nein, man kann Machiavelli damit kein Unrecht tun, denn wie jemand die Gedanken des Florentiners bewertet, ist ja wohl ihm selbst überlassen. Man könnte sie natürlich falsch wahrnehmen (also ihm Sachen unterschieben) aber wenn die Wahrnehmung stimmt, dann kann man seine Lehren gut oder schlecht finden. Das mal als theoretische Vorbemerkung.
Es gehört zum Gestus Machiavellis, daß er nur analysieren würde. Aber es zählt nicht das, was er explizit schreibt, sondern auch was er ungesagt läßt bzw. voraussetzt. Im "Fürsten" ist Machiavelli ein Vertreter skrupelloser Machtpolitik - dadurch daß er diese nicht verurteilt und noch mehr dadurch, daß er dergleichen einfach allen auf der Welt unterstellt, wird er nicht zum neutral Analytiker des ganzen sondern zu dessen Apologeten. Er ist der Vertreter des "der Zweck heiligt die Mittel" und damit letztlichen des Kernelements aller Bosheit.
Der Politiker, für den Machtgewinn und Machterhalt "das primäre Ziel" ist, ist völlig überflüssig. Daß man, um etwas Inhaltliches zu erreichen auch Macht braucht ist doch trivial - aber wenn dieses vom einer nötigen Bedingung zum Primärzweck und - wie bei Merkel - zum einzigen Zweck wird, dann mag ein solcher Politiker zwar selbst Interesse daran haben, seine Macht zu mehren und zu wahren, aber warum sollte es ein anderer tun (es sei denn, man bildet mit diesem eine egoistische Seilschaft). Ich würde sogar sagen, alle andere haben ein Interesse daran, daß solche Politiker fortgejagt werden, denn sie behindern den eigentlichen politischen Willensbildungsprozess.
Übrigens hatte selbst Machiavelli höhere Ziele, wenn es bei ihm auch nur bornierter Nationalismus ("keine Barbarenherrschaft in Italien") war. Er war der Meinung, ein tyrannischer, meuchelmordender Italiener sei besser als ein gerechter Ausländer.
Daß Helmut Schmidt keine Visionen hätte geht auf eines seiner Bonmots zurück, trifft aber nicht unsere Frage hier. Seine politischen Ideale sind sehr zurückhaltend und er hat sie selten vor sich hergetragen. Aber ich sehe nicht, wo Schmidt jemals seine Fahnen so sehr nach dem Wind gedreht hätte wie die derzeitige Amtsinhaberin. Mir sind auch keine - und da sind wir wieder bei der Fragen nach den Mitteln - innerparteilichen Intrigen seitens Schmidt bekannt, mit denen er alle möglichen Konkurrenten ausgeschaltet hätte.
Daß heute kein Platz für "Visionen" wäre ist - ob nun bei Schmidt, Merkel oder Ihnen, werter Zettel - eine pure ideologische Setzung, der man nicht folgen muß.
Ob uns Merkels Politik aus der Krise führt - und ich wage zu bezweifeln, daß es einfach so ihre Politik ist - werden wir ja noch sehen.
Und man kann sie auch nicht allein an der Krise messen - wie hat sie sich denn in den paar Jahren davor verhalten? Hat sie denn konsequent an einer Konsolidierung gearbeitet? Nein, die jetzige Misere liegt dauch darin beschlossen, daß dies bestensfalls halbherzig geschah. Die MWSt wurde auf das maximal erträgliche erhöht, das eingenommene Geld aber verjubelt. Und bitte schieben Sie es nicht auf die SPD, denn es ist Aufgabe eines Bundeskanzlers hier zu steuern - aber das hätte natürlich Merkels Primärzweck - Machterhalt - gefährdet.
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