Hat jemand Statistiken über die Prostituierten in Schweden? Darüber, wieviele von ihnen aus Osteuropa stammen? Wieviele unter der Annahme kamen, dass sie in Schweden als Kellnerinnen, Nannys oder sonstwas Legitimes arbeiten würden, bis ihnen der Schleuser den Pass wegnahm und sie an einen Zuhälter verkaufte, der ihnen erzählt, wenn sie zur Polizei gehen, würden sie entweder deportiert oder ins Gefängnis kommen, also sollen sie gefälligst brav weiter anschaffen?
Nein, so falsch kann ich es nicht finden, wenn in Anbetracht der faktischen Unterschiede zwischen Freiern und Prostituierten eher erstere kriminalisiert werden als letztere. Und dass in Anbetracht dessen, was die Prostitution mit einer Frau anrichtet, hier auch der Gesetzgeber einschreitet.
Frage an alle Foranten, die Schweden als "bigott" geißeln oder anderweitig kein Problem mit Prostitution haben: haben Sie Töchter? Wie würden Sie reagieren, wenn Ihre Tochter auf dem Strich landen würde? Als Vater einer Tochter bin ich sehr für eine Kriminalisierung der Prostitution - eine achtzehnjähige, vielleicht drogenabhängige junge Frau sollte in der Tat vor der sexuellen Ausbeutung durch Mitglieder der Elite geschützt werden, etwa durch schwedische Minister, und wenn ich mich in Anna oder ihre Eltern hineinversetze, dann erscheint mir das Karriereende von Littorin als das absolute Minimum, das er verdient hat.
Ich bin nun wirklich der letzte, der linksgrünes Gelaber von Machtgefällen zwischen Geschlechtern und so weiter unbesehen für bare Münze nimmt - aber bloß weil unappetitliche Gestalten das Konzept weit über seine Anwendbarkeit hinaus ausdehnen, ist es noch lange nicht wertlos. Und in der Prostitution findet man den offensichtlichsten Beleg für bestehende Machtungleichgewichte zwischen Freiern und Prostituierten, der ein Einschreiten des Staates rechtfertigt. Tut mir leid, aber bei der Annahme, dass in solcherlei Interaktionen zwei gleich kompetente Bürger miteinander eine Dienstleistung vereinbaren, vergleichbar einem Anwaltsbesuch oder einem Klempnertermin, ist der Punkt erreicht, an dem die Hardcore-Liberalen die Bodenhaftung verlieren.
Zettels Artikel finde ich daher auch denkbar unglücklich, insofern er stillschweigend zwischen Freiern und Prostituierten gleich lange Spieße voraussetzt, wie der Schweizer sagt.
Und ich bin ein wenig erschüttert darüber, wie hier mit diesem Thema umgegangen wird. -- La función didáctica del historiador está en enseñarle a toda época que el mundo no comenzó con ello. - Nicolás Gómez Dávila, Escolios a un Texto Implícito
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