|
R.A.
Beiträge: 8.171
|
23.08.2010 11:10 |
|
|
Zitat von Zettel Darin sehe ich den größten, im Grunde den einzigen Nachteil dieser Entwicklung zu English with a foreign accent als der Lingua Franca der Wissenschaft.
Ich sehe noch einen gewichtigen (aber leider nicht zu behebenden Nachteil: Englische Muttersprachler sind in der Wissenschaftswelt privilegiert. Sie sparen die Zeit fürs Sprachenlernen, wirken bei Vorträgen automatisch professioneller durch ihre Sprachkompetenz und können sich bei Diskussionen auf das Thema konzentrieren.
Latein war da deutlich fairer als Wissenschaftssprache - das mußten alle gleichermaßen lernen.
Zitat Ein interessanter Fall sind die Historiker. Fachhistoriker, die sich zB mit deutscher Geschichte befassen, müssen natürlich Deutsch können. Allerdings erinnere ich mich an eine spektakuläre Ausnahme: Daniel Goldhagen, dessen Buch "Hitlers willige Vollstrecker" Mitte der neunziger Jahre viel Aufsehen erregte, reiste damals zu Diskussionen nach Deutschland - und war nicht in der Lage, auf Deutsch zu diskutieren! Ja, wie hat er denn dann die Dokumente gelesen.
Typisch für Historiker ist ein hohes passives Sprachverständnis. Es wird erwartet, daß man englische, französische, oft auch italienische Texte lesen und verstehen kann - das muß nicht heißen, daß man diese Sprachen auch sprechen kann. Ich habe viel mit Texten in diesen drei Sprachen (und spanisch) gearbeitet - könnte aber eine Diskussion nur in Englisch führen, schon bei Französisch fehlt mir die Übung, komplexere Sachverhalte korrekt zu formulieren. Und in Italienisch oder Spanisch reicht es gerademal zur Bestellung im Restaurant ...
|