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Zettel
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23.08.2010 14:10 |
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Zitat von Florian Nehmen wir mal an, Goldhagen würde ganz passabel deutsch sprechen, sagen wir mal so gut wie der typische deutsche Abiturient englisch spricht.
Aber als Fachmann für Neuere Deutsche Geschichte muß er doch ungleich besser Deutsch können. Er muß doch zum Beispiel sprachliche Nuancen in Dokumenten richtig verstehen können. Er muß, wenn er als Historiker ernst genommen werden will, Deutsch mindestens so gut können wie, sagen wir, ein deutscher Englisch-Studienrat Englisch.
Zitat von Florian
Nun hat er die Wahl: Er kann eine Diskussion vor deutschem Publikum auf englisch oder auf deutsch abhalten lassen. (Und zwar nota bene eine Diskussion, wo sicher kontrovers und scharf argumentiert werden wird). Macht er es auf deutsch, ist er sprachlich allen anderen anwesenden unterlegen. Jede grammatikalische Unkorrektheit wird das Publikum tendenziell in Richtung geringe akademische Kompetenz deuten. Jeder schiefe Ausdruck wird ggf. dann gegen ihn verwendet. Er muss 50% seiner Energie auf die Formulierung verwenden und hat entsprechend weniger geistige Kapazitäten frei haben für "Hintergrundgedanken" (also z.B. für einen filligranen Argumentationsaufbau. Oder dafür, mögliche Gegenargumente geistig schon vorweg zu nehmen. etc.)
Ja gut, er ist - siehe die Beiträge von R.A. - in der Situation eines deutschen Wissenschaftlers, der an einer internationalen Konferenz teilnimmt. Der muß das auch in Kauf nehmen.
Es gibt aber eine Kompromißmöglichkeit, deren sich zB Henry Kissinger gern bedient hat: Man spricht Deutsch, hat aber zuvor um einen Simultandolmetscher gebeten. In schwierigen Passagen, wo es auf Nuancen ankommt, kann man dann - so machte es Kissinger - ins Englische wechseln.
Herzlich, Zettel
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