Mir gefällt der Artikel von Herrn Posener nicht, da hier etwas verallgemeinert wird, was sich so sicher nicht verallgemeinern läßt. Ich habe den Eindruck hier wird aus der Ferne ein Abriß von 40 Jahren DDR-Schule vermischt mit Sowjet-Pädagogik, erlesen oder erdacht, wiedergegeben. Wer aber diese DDR-Schule selber durchlaufen hat, kann ein anderes Bild von den Lehrern zeichnen.
Unbestritten, daß DDR-Schulsystem war in ganzer Breite zur Bildung entwickelter sozialistischer Persönlichkeiten angetreten und hat dieses Ziel mit derber ideologischer Härte durchgesetzt. Daraus aber abzuleiten die Lehrer standen in Gänze begeistert dahinter, halte ich für falsch. Weniger als die Hälfte der Lehrerschaft war zum Beispiel Mitglied der Partei und mußte oft auf Linie getrimmt werden, wenn sie sich kritisch zu verschiedenen Dingen äußerten. Ich selber habe einige Fälle von Strafversetzung oder Entlassung aus dem Schuldienst, wegen politisch unkorrektem Verhaltens, während meiner Schulzeit erlebt. Die Lehrerschaft war fast genauso inhomogen, wie die restliche Bevölkerung der DDR. Viele fachlich gute Lehrer versuchten aus der vertrackten Situation das beste rauszuholen und scheuten sich auch nicht, mit den Schülern über verschiedene Probleme zu diskutieren. Das in der DDR-Schule nur gepaukt und nicht kritisch gedacht wurde, kann ich nicht bestätigen. Wer allerdings gegen das politische System aufbegehrte, wurde hart angefasst, egal ob Schüler oder Lehrer.
Ein anderes Problem ist die Nachwendezeit, wo dann meine Frau voll im Schuldienst an verschiedenen Schulen stand. Hier im Osten gab es viele ehemals systemtreue Lehrer und besonders Lehrerinnen, die mit Übereifer und Überstrenge, sowohl gegen Schüler, als auch gegen Kollegen und Kolleginnen, versuchten sich ein neues Profil zu geben, aus Angst doch noch für Vergangenes in die Schuld genommen zu werden.
Beste Grüße B. ---------------------------------------------------- Bibliotheken sind eine gefährliche Brutstätte des Geistes
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