Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen in der DDR-Schule, kann ich die Erfahrungen von Bibliothekar im Wesentlichen bestätigen. Auch war es überhaupt nicht so, dass Lehrer in den Achtzigerjahren nur aus „zuverlässigen Familien“ ausgewählt wurden. Im Gegenteil, der Lehrerberuf war unbeliebt, Abiturienten mussten in den Lehrerberuf „gelenkt“ (wie es damals genannt wurde) werden. Wer sich als Junge für ein pädagogisches Studium verpflichtet hatte, brauchte z.B. keinen regulären Armeedienst zu leisten. Bei den Diplomstudiengängen in den Naturwissenschaften war es so, dass in den ersten Semestern eine ziemlich radikale Auslese durch sehr hohe Leistungsanforderung betrieben wurde. Wer da nicht bestehen konnte, wurde dann für gewöhnlich als Lehrer ausgebildet (habe ich selbst an der Universität Jena so erlebt, ist also eine triviale Beobachtung – auch wenn es heute in akademischen Schriften anders stehen mag). Man muss im DDR-Schulsystem zwischen Anspruch und Realität unterscheiden. Der Anspruch staatlicherseits war natürlich die Erziehung von Untertanen – ganz klar. In der Realität gab es dann eine große Bandbreite (wie Bibliothekar schrieb). Da gab es dann die Karrieristen, die skrupellos die Kinder auf „sozialistische Persönlichkeit“ getrimmt haben. Es gab die „Braven“, die nichts gemerkt haben, die haben halt ohne nachzudenken das gemacht, was von ihnen verlangt wurde. Aber, es gab auch gute Pädagogen, die durchaus versucht haben (natürlich nur im Rahmen des Möglichen) uns vernünftig auszubilden und auch selbständiges Denken zu fördern (wenn es interessiert, könnte ich da einige Beispiele erzählen, habe aber jetzt etwas wenig Zeit). Generell war es in der DDR aber so, dass alles auf einfaches „Funktionieren“ ausgelegt war. Die DDR-Gesellschaft war eine Mangelgesellschaft, da war kein Platz für irgendwelche Mätzchen. Das war dann auch in der Schule so, die Lehrer hatten uns ein bestimmtes Pensum Wissen einzutrichtern, das ging nur mit entsprechender Disziplin. Wenn die Lehrer gute Pädagogen waren, war das sehr effektiv. In den Naturwissenschaften habe ich im Vergleich zu meinen Kindern damals „mehr“ gelernt (ohne das jetzt hier genauer auszuführen). Übrigens ist das mit der Erinnerung an die DDR so eine Sache. Vieles ist da Ostalgie, es gibt viele Ossis, die mit der Geschwindigkeit jetzt einfach nicht mitkommen und sich den spießigen, behäbigen Mief von damals zurückwünschen (das ist zwar jetzt eine Binsenweisheit, wird aber offenbar immer mal wieder vergessen). Ein schönes Beispiel dafür hier: http://www.youtube.com/watch?v=GTOrBzs4Daw&feature=search (wenn die Dame wieder im DDR-Konsum einkaufen müsste, würde die sicher anders reden)
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