In der Ablehnung der Margot-Honecker-Ideologie sind wir uns sicher alle einig. Diese Frau war in der DDR-Zeit fast noch unbeliebter als ihr Mann — und das will etwas heißen. Aber abgesehen von der Ideologie, vom Einfluss der beiden Massenorganisationen FDJ/Pioniere und der vormilitärischen Ausbildung gab es durchaus einige Punkte, über die man diskutieren kann. Ich schreibe im folgenden über wissenschaftliche und technische Fächer, nicht über Ideologie und Bla-Bla. Folgendes scheint mir bedenkenswert:
- in der DDR lernten alle Schüler mit den selben Lehrbüchern, - alle Lehrbücher außer den Ideologiebüchern waren richtig gut, - es waren alle Schüler im ganzen Land zum Ende eines Schuljahres gleich weit gekommen.
Das hat einen unschätzbaren Wert, wenn man in eine andere Stadt umziehen muss und wenn das Kind am Anfang des neuen Schuljahres wirklich an der Stelle weitermachen kann, wo es aufgehört hat.
In der DDR waren alle Lehrpläne fachlich aufeinander abgestimmt und man hat sehr auf Synergieeffekte geachtet. Die Theorie wurde durch Praxis untermauert (getreu dem alten Leibniz-Motto »Theoria cum praxi«). In Physik wurde der elektrischen Strom behandelt und am »Unterrichtstag in der Produktion« haben wir im selben Schuljahr E-Motoren montiert oder an Modellen gearbeitet. In Mathe wurden zur gleichen Zeit die Winkelfunktionen behandelt, so dass man der Funktion y = f(x) = a*sin(bx) nicht nur an einer Stelle begegnete.
Ähnlich waren Biologie und Chemie aufeinander abgestimmt, z.B. kamen Experimente mit Stärke in beiden Fächern vor und auch dem pH-Wert begegneten wir an mehreren Stellen. Die DDR-Schule wurde als Polytechnische Oberschule bezeichnet und sie trug diese Bezeichnung nicht zu unrecht. Das sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man an DDR-Schule denkt.
Herzliche Grüße Stefan
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Ergänzung: Der »Unterrichtstag in der Produktion« fand wöchentlich in einem Unternehmen statt, jeweils abwechselnd "Produktive Arbeit" und "Einführung in die Sozialistische Produktion". Letzteres war gerade nicht das, was Ihr jetzt vermutet. Es wurden technische Grundlagen, Fachzeichnen und ähnliche Themen vermittelt. Warum das Fach "sozialistisch" hieß, ist mir immer ein Rätsel geblieben.
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