Zitat von stefanolix
Zitat von Calimero Klar, Staatsbürgerkunde war das Übelste überhaupt, aber Geschichte und Literatur? Geeignet ja, aber nicht grundsätzlich rot verseucht. Im Geschichtsunterricht wurde es doch erst ab der Oktoberrevolution zunehmend unerträglich.
Geschichte war (für mich) mindestens von der Urgesellschaft bis 1848 völlig in Ordnung.
Hm, lieber Stefanolix und lieber Calimero. Sie können das besser beurteilen als ich, aber vor mir liegt der Atlas zur Geschichte 1, VEB Hermann Haack, Gotha/Leipzig 1973.
Ein sorgfältiger, detailreicher Geschichtsatlas, den ich oft benutzt habe. Aber eindeutig das marxistische Geschichtsbild vermittelnd: "Archäologische Kulturen der Urgesellschaft und Herausbildung der Klassengesellschaft" (S. 3); "Die politische Gliederung der griechischen Sklavenhaltergesellschaft um 432 v.u. Z." (S. 10); "Die feudale deutsche Ostexpansion" (S. 32) usw. bis "Der Kampf der deutschen Arbeiterklasse gegen die Sozialistengesetze (1878-1890)" (S. 104) und "Der Kampf der internationalen Abeiterklasse gegen den imperalistischen Krieg von 1914 bis 1917" (S. 126). Da endet mein erster Band; den zweiten, der mit der Oktoberrevolution beginnt, habe ich nicht.
Und das ist ein Atlas, also das so ungefähr Objektivste, was es in der Geschichtsschreibung gibt.
Wurde Ihnen denn wirklich nicht das Bild vermittelt, daß die Geschichte eine Geschichte von Klassenkämpfen ist, daß sie die Epochen Urgesellschaft - antike Sklavenhaltergesellschaft - Feudalismus - bürgerliche Gesellschaft - Sozialismus - Kommunismus umfaßt, der letztere in der Zukunft, aber so gewißlich kommend, wie es die anderen Epochen gab?
War es in diesem Unterricht nicht so, daß - wie auch in diesem Atlas - der "Entwicklung der Produktivkräfte" breiter Raum eingeräumt wurde und die Geschichte als ein Ausdruck dieser Entwicklung der Produktivkräfte dargestellt wurde, die je nach ihrem Stand zur einen oder anderen Klassengesellschaft führten?
Und so fort; man könnte da viel aufzählen - die einseitige Darstellung der innenpolitischen Auseinandersetzungen in der Antike, die Bauernkriege, die Kolonialreiche der Neuzeit usw.
Wurden andere Aspekte der Geschichte - religiöse und nationale Auseinandersetzungen, Ideengeschichte, die Rolle der großen Persönlichkeiten beispielsweise - ebenso ausführlich dargestellt?
Also, lieber Calimero und lieber Stefanolix, ich habe Schwierigkeiten, zu glauben, daß Ihnen nicht dieses einseitige, ideologische Gechichtsbild vermittelt wurde. Irre ich mich?
Herzlich, Zettel
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