Schön, dass hier mal sachkundig über einen Aspekt der ehemaligen DDR diskutiert wird. Sonst wird von der DDR ja meist ein falsches Bild gezeichnet. Während man nach der Wende der ehemaligen DDR eher kritisch gegenüber stand, wird sie in letzter Zeit zunehmend positiv gesehen. Das mag daran liegen, dass (wie ich schon schrieb) viele nicht in der neuen Zeit klarkommen und die DDR nun verklären. Auch war für manche halt nur die Jugend (die sie in der DDR verbringen mussten) schön. Schlimmer finde ich allerdings die Ostalgie im akademischen Bereich. Wer in der DDR akademische Karriere machen wollte, musste sich in der Regel Systemtreu geben (oder hatte – im Ausnahmefall - besondere Beziehungen). Diese Leute konnten nun nach der Wende nicht einfach zugeben, dass sie durch ihr Mitmachen das System besonders gestützt haben. Was sollten die auch sagen? Etwa: Hallo, ich bin ein Schweinehund, habe den Mist mitgemacht um Karriere zu machen, dass dabei Mitmenschen Schaden zugefügt wurde, ist mir egal – da hätte man die Brüder sicher (zu recht) schief angeguckt. Also entstanden da Legenden: dass man ja ehrlich dran geglaubt hat, nur das Beste wollte, der Erich war an allem Schuld, der war der Phöse, und überhaupt, die Nichtgenossen waren ja so faul und haben uns den schönen Sozialismus kaputt gemacht – aber so schlimm war das ja eigentlich gar nicht, die Menschen waren ja so gut zueinander, die schönen Wohngebietsfeste, das Arbeitskollektiv und so weiter, und so weiter … – jetzt machen wir das aber (einen Porsche – oder BMW - fahrend) viel besser. Jeder hat bestimmt schon solche Storys gehört. Besonders schlimm ist, dass viele Nichtossis diesen Humbug glauben und die Legenden weiter spinnen (besonders krasses Beispiel hier: http://www.scienceblogs.de/zeittaucher/2...gen-gesucht.php). Um das noch mal deutlich zu sagen: die DDR war eine üble Diktatur. Man musste sich dort einrichten und mitmachen, oder wurde zerbrochen (die wenigen Fälle geglückter Republikflucht, Freikauf, bewilligter Ausreiseantrag mal nicht betrachtet). Das hat man dann da mehr oder weniger aus verschiedenen Motiven (Karriere machen, Ruhe haben wollen, Blödheit, andere quälen wollen …) auch gemacht. Da gab es dann viele Fassetten, es gab Schweinereien, Menschliches, Betrug, gegenseitige Hilfe, Spaß, Familie, Einsamkeit, Verrat, gute Kameradschaft, Mangel, gute Thüringer Wurscht……………………………….Richtig „überzeugt“ vom „Sozialismus“ (als „überzeugt“ definiere ich: grundlegende Theorie zumindest in wesentlichen Zügen verstanden, bewusst und rational dafür entschieden) war eigentlich keiner (ich kannte jedenfalls niemanden, dem ich das so zugeordnet hätte, vielleicht gab es ein paar Irre – ich vermeide es aber mit Irren bekannt zu sein). Es war höchstens so eine Art „Zweckglaube“ verbreitet (man wollte halt mitmachen, wollte sich aber nicht eingestehen, was man da eigentlich tut und hat sich den Glauben eingeredet). Dem wird manchmal entgegengehalten, dass es ja die PDS nach der Wende gab, die dort mitgemacht haben, mussten das ja nicht, waren also überzeugte Sozialisten. Dem möchte ich wiederum entgegenzuhalten, dass die PDS ein Art "Verein gegenseitiger Hilfe" war, die Mitglieder haben einfach in ihrer Umgebung, in der sie sozialisiert waren, weitergemacht, sich gegenseitig festgehalten und geholfen (Netzwerke, Besetzung von Pöstchen in Wirtschaft und Verwaltung). Das ist natürlich nur meine persönliche Meinung, ich bin aber nur ein einfacher Mann. Die akademische Geschichtsschreibung wird das dereinst sicher anders darstellen (siehe z.B. Link oben).
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