Lieber Zettel, ich weiß nicht, wo du in dieser Gesellschaft Möglichkeiten für freie Meinungsbildung siehst. Schon gar nicht für Schüler. Die müssen genau so im Strome mitschwimmen, wie die Schüler in der DDR. Wer Tag und Nacht den Mainstream um die Ohren gehauen bekommt und die Aussagen der bundesdeutschen Aktuellen Kameras, der nimmt deren Botschaften auf wie Werbung. Auch in der DDR gab es Quellen, die nicht die Parteitagslinie widerspiegelten, das war die Literatur, aber besser war es, so wie es heute besser ist, in der Klasse dazu keine Diskussion anzufangen, weil es auch in dieser Gesellschaft eherne Wahrheiten gibt, die die Lehrer hören wollen. Und es gibt den Druck der Schulklasse. Immer finden sich besonders überzeugte Aktivisten, die die Weisheit mit Löffeln gefressen haben und die Moral auf ihrer Seite wissen. Heute ist, die Einwanderung kritisch zu hinterfragen, genau so tödlich, wie meinetwegen in der DDR den Einmarsch der Sowjetunion in die CSSR. Eine Medienlandschaft, die sich selbst geordnet hat, also gleichgeschaltet, die läßt kritisches Denken auch gar nicht zu.
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