Zitat von R.A.
Zitat von Ungelt Diese Mischung aus dumpfer Parteipropaganda und der überall sichtbaren sozialistischen Realität befeuerte (in der CSSR zumindest) das kritische Denken der Jugend mehr, als jedes diesbezügliche Lernziel.
Da habe ich meine Zweifel. Natürlich war den Meisten klar, daß die praktische Umsetzung des Sozialismus nicht den Propaganda-Behauptungen entsprach. Aber das bedeutete in der Regel ja nicht, daß man deswegen an den ideologischen Grundlagen zweifelte.
Oh doch, lieber R.A. Da muß ich Ungelt Recht geben.
Es war eher so, daß die Erziehung zum Sozialismus, zumindest in der Tschechoslowakei, viel mehr Antikommunisten produzierte als die offene Erziehung hier. Allerdings bekam man bei uns schon sehr früh von zu Hause mit, daß man einen bigotten Doublespeak pflegen muß, und daß das zwar beschämend, aber wichtig sei. Würde man sich nämlich in der Öffentlichkeit, z.B. in der Schule, verplappern, hätte das unabsehbare Folgen für Eltern, Geschwister & einen selbst.
... Nun gut, die "öffentliche" Sprache bekam man, in der DDR, sicher auch mit, bevor man zur Schule kam, also spätestens mit sechs Jahren - es war ja praktisch überlebensnotwendig -, aber die Frage ist, ob die sich dort überhaupt von der privaten unterschied.
Zusammengefasst: In der Tsch. entstand das kritische Denken quasi aus Trotz, also aus der Reibung an der schlechten Realität, die - auch offiziell - schon der Sozialismus war.
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