Lieber Zettel, danke für den Link auf die Achtundsechzigerserie. Da heute wieder recht kaltes Sauwetter ist (halt „Klimawandel“ ), werde ich mir diese Serie recht aufmerksam durchlesen. Ältere Jahrgänge haben ja sehr Unterschiedliches erlebt. Es ist offenbar doch recht schwierig, sich in die damaligen Probleme der anderen Seite herein zu denken. Gerade habe ich die Diskussionen zu „Das DDR-Loch - ein seltsames Phänomen“ gesehen. Vielleicht sind die unterschiedlichen Denkweisen ein Grund für dieses „Loch“. Ich selbst finde Zettels Raum sehr interessant, Sie analysieren Probleme mit sehr viel Zeitaufwand, es kommen auch Sachen zum Vorschein, die man sonst übersieht. Dennoch fühlen sich Ihre Beiträge manchmal nicht „so gut an“, manches wirkt dann doch sehr geschraubt und akademisch. Als Ossi denkt man da etwas geradliniger und praktischer. Für uns steht noch mehr die Sicherung des materiellen Wohlstandes im Vordergrund (wir haben eben noch viel nachzuholen). Wie gesagt, mein persönlicher Eindruck, den ich halt versucht habe, zu beschreiben. Das soll aber bitte nicht als Kritik verstanden werden (wir können ja nichts für die vergangene Situation). Zur eigentlichen Frage: Jugendrebellion gegen das Establishment mag eine Erklärung sein. Dazu eine (vielleicht) interessante Geschichte. In der ehemaligen DDR lief damals der Film „Blutige Erdebeeren“. Dieser Film war ein großer Erfolg. Fast alle, die damals jung waren, haben diesen Film mindestens einmal gesehen. Wir haben im Film uns gesehen, wie wir am liebsten gegen unser Establishment gekämpft hätten, was wir natürlich nicht mal ansatzweise durften (schon lange Haare waren problematisch), es fand aber in unseren Köpfen statt. Den politischen Hintergrund des Films haben wir völlig ausgeblendet!!! (eigentlich waren wir sehr USA-freundlich, der Vietnamkrieg war uns eher egal - vielleicht entdeckt jemand die damaligen Besucherzahlen, und beweist daran die blödsinnige These, dass die DDR-Jugend mit glühender Begeisterung gegen USA-Imperialismus und Vietnamkrieg gekämpft hat ). Es könnte sein, dass die Westjugend in ähnlicher Weise die Probleme des Kommunismus ausgeblendet hat.
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